Kinder und die Fragen des Lebens

Ein laut brüllendes Energiebündel rennt durch unseren Wohnungsflur. Nach mehrmaligem Ermahnen werde auch ich lauter und rufe unserem Sohn genervt zu, dass er endlich etwas leiser spielen soll. Mit gerade mal vier Jahren baut er sich vor mir auf und schreit: „Ich kann nichts dafür. So hat Gott mich eben gemacht!“ Meine Wut ist verflogen und ich muss lachen. Da scheint der Inhalt unseres aktuellen Abendliedes „Wer lässt die Sterne leuchten? – Unser großer Gott!“ zumindest im Groben in diesem kleinen Kinderhirn angekommen zu sein.

Dornen tun weh

Schade, dass nicht alle Lebensfragen so einfach zu beantworten sind. Dass Gott Sonne, Mond und Sterne strahlen lässt, nimmt mir mein Vierjähriger noch kommentarlos ab und das zu vermitteln erscheint mir leicht. Aber wie erkläre ich Kindern, wie Gott auch noch ist? Was er tut und warum er es tut? Oder warum er es nicht tut? Nicht selten ertappe ich mich dabei, an meinen eigenen Antworten zu zweifeln! „Wieso macht Gott denn bitteschön Dornen an die Büsche, Mama? Was soll das denn jetzt!“, schimpft mein Sohn, als wir uns das erste Mal einen Weg durch unseren heiß ersehnten Schrebergarten bahnen. Es sollte ein großartiges Erlebnis werden für unser Stadtkind, und jetzt schimpft dieser kleine Kerl wie ein Rohrspatz über dieses wuchernde Grünzeug. Sage ich jetzt: „Gott hat alles gut gemacht. Dass er auch Dornen gemacht hat, ist schon richtig so. Auch wenn wir das nicht verstehen, musste das so sein.“? Da mir alles andere als nach solch einer Antwort ist, schimpfe ich: „Ich habe keine Ahnung, ehrlich. Vielleicht haben sie einen Sinn. Aber Dornen tun weh und sehen nicht schön aus und ich finde sie auch doof!“

„Gott kann das!“

Neulich standen wir an einer roten Ampel und beobachteten, wie ein kleiner Junge die Kontrolle über seinen Roller verlor und dieser auf die Straße rollte. Im letzten Moment konnte seine Mutter ihn daran hindern, direkt vor ein Auto zu laufen. Mein Mann nutzte die Gelegenheit, unserem Sohn zu erklären, wie sehr man auf der Straße aufpassen müsse. „Roller kann man reparieren, aber keinen kleinen Jungen, der überfahren wurde.“ „Doch, Gott kann das“, sagte unser Sohn. „Aber auch wenn er es kann, macht er es meistens nicht“, war meine Antwort. Daraufhin mein Sohn: „Dann macht es halt Jesus.“ Als wir auch diese Antwort hinterfragten, meinte er: „Dann muss es eben ein Kollege von Jesus machen!“

Eigene Überzeugungen hinterfragen

Wenn ich einem Kind durch ein Lied wie „Wer lässt die Sterne leuchten“ eine Wahrheit beibringe (und zwar, dass Gott so groß ist, dass er sogar die Erde gemacht hat), dann muss ich damit rechnen, dass Kinder das ernst nehmen. Genau das will ich ja auch. Umso mehr muss ich mich hinterfragen, was ich wirklich vermitteln will und wie überzeugt ich von dem bin, was ich sage. Kinder lieben Geschichten (mit einem Thema sind sie noch überfordert). Am Besten, wir erzählen, wie es früher war, als Jesus gelebt hat, was Jesus getan hat, wie er war, was er gut fand und was nicht. Den Transfer in das eigene Leben kann das Kind am besten selbst herstellen.

Von Maren Seitzinger

Dieser Beitrag ist zuerst in der Zeitschrift „Kleine Leute – Großer Gott“ erschienen.

„Meine Tochter will plötzlich nicht mehr in die Kita! Was tun?“

Erst einmal ist es erfreulich, dass Ihre Tochter bisher scheinbar gern in den Kindergarten gegangen ist. Das spricht dafür, dass sie sich dort grundsätzlich wohl fühlt. Nun gilt es herauszufinden, ob es Veränderungen gab, die ihre plötzliche Verweigerung erklären könnten.

Gab es eventuell einen Personalwechsel? Treten Konflikte zwischen Ihrer Tochter und anderen Kindern auf? Gibt es Veränderungen im Tagesablauf oder in der Gruppenzusammensetzung? Am besten sprechen Sie darüber offen mit den Erzieherinnen und mit Ihrer Tochter.

Fragen Sie unauffällig nach

Suchen Sie einen ruhigen Zeitpunkt, an dem Sie es sich mit Ihrer Tochter gemütlich machen und sie behutsam fragen, warum sie auf einmal nicht mehr gern in den Kindergarten gehen mag. Wenn Ihre Tochter nicht antworten möchte oder den Grund selbst nicht benennen kann, kann es helfen, Beispiele zu nennen, etwa: „Manchmal kommt es vor, dass Kinder nicht mehr gern zum Kindergarten gehen, weil jemand sie ärgert, oder weil sich etwas verändert hat, zum Beispiel bei den Erzieherinnen. Kennst du so etwas?“ Sie können auch immer mal wieder unauffällig Fragen stellen wie „Mit wem hast du denn heute gespielt?“ oder „Welche Erzieherinnen waren heute da?“ oder „War alles gut oder gab es heute Streit oder war jemand gemein?“.

Sollten Sie auf diesem Weg nicht weiterkommen, wäre eine weitere Option, mal einen Tag im Kindergarten zu hospitieren. Sprechen Sie das vorher mit dem Kindergarten ab, mit der Begründung, herausfinden zu wollen, wie Sie Ihrer Tochter helfen können, sich wieder wohler zu fühlen. Erklären Sie Ihrer Tochter, dass Sie heute mal ausnahmsweise zu Besuch kommen dürfen, damit Sie nicht erwartet, dass das nun immer so läuft.

Wachsam sein

Obwohl es ein schwieriges Thema ist, sollte man immer wachsam sein in Bezug auf mögliche sexuelle oder aggressive Übergriffe, die auch Grund dafür sein können, dass ein Kind plötzlich nicht mehr in den Kindergarten gehen möchte. Achten Sie sehr genau auf mögliche Verletzungen und fragen Sie vorsichtig: „Manchmal möchten Kinder auch nicht mehr zum Kindergarten, weil dort jemand etwas machen will, das sie nicht wollen. Zum Beispiel irgendwo anfassen, weh tun oder Fotos machen. Hast du das schon mal erlebt?“

Auch Kinderbücher helfen, über dieses Thema ins Gespräch zu kommen und Kinder grundsätzlich zu stärken (Mein Tipp: „Mein Körper gehört mir“ von Dagmar Geisler). Bei Unsicherheiten berät auch unverbindlich und kostenlos der Kinderschutzbund.

Nicht selten entstehen phasenweise Trennungsängste, die den Abschied erschweren. Überlegen Sie, wenn sich kein anderer Grund finden lässt, gemeinsam mit Ihrer Tochter, was ihr helfen könnte – vielleicht ein Kuscheltier-Begleiter oder etwas, das sie an Mama erinnert (zum Beispiel ein Tuch oder ein Mut-Stein)? Tolle Tipps dazu gibt es auch in dem Buch „Fremdeln-Klammern-Trennungsangst“ von Elizabeth Pantley.

Von Melanie Schuer, www.elternleben.de, www.neuewege.me

Kinder brauchen Orientierung

Meine Frau hat in dem Kindergarten, in dem sie als Erzieherin gearbeitet hat, immer wieder eine sonderbare Erfahrung gemacht: Dieselben Kinder, die sich vormittags gerne in das Gruppengeschehen einbringen, verwandeln sich, sobald ihre Eltern sie aus dem Kindergarten abholen wollen, in wahre Furien. Mit Einwortsätzen kommandieren sie ihre Eltern herum: „Schuhe! Jacke!“ Sie verhalten sich ihren Eltern gegenüber völlig respektlos. Wie ist das möglich?

Wichtige Lebenserfahrungen

Ich beobachte, dass im Kindergarten klare Regeln herrschen: wie wir miteinander umgehen, miteinander reden, wie wir gemeinsam essen oder spielen. Auch zu Hause ist es wichtig, dass wir klare Regeln leben. Wir müssen auch lernen, deutlich Nein zu sagen, Grenzen zu setzen. Viel zu oft versuchen wir, mit Kindern im Kindergartenalter zu diskutieren, argumentativ Regeln aufzustellen. Damit sind Kinder in dem Alter überfordert.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, natürlich sollen wir unsere Kinder ernst nehmen. Natürlich dürfen wir ihnen auch deutlich signalisieren, dass ihre Meinung uns wichtig ist. Aber wir Eltern haben auch die Aufgabe, Regeln aufzustellen und für das Einhalten dieser Regeln zu sorgen. Oft haben wir Angst, Grenzen zu setzen, weil wir befürchten, uns damit unbeliebt zu machen. Meiner Erfahrung nach ist diese Sorge unbegründet.

Kinder brauchen Orientierung, um sich in dieser Welt zurechtzufinden, und diese Orientierung dürfen sie von uns erhalten. Das beinhaltet auch Grenzen zu benennen. Sicher ist das auch mit Konflikten verbunden, denn Kinder wollen ihre Grenzen austesten und reiben sich an uns. Grenzen gezeigt bekommen, Grenzen austesten, in Frage stellen, sich gegen sie auflehnen, aber auch Grenzen und Begrenztheit akzeptieren lernen, all das sind wichtige Lebenserfahrungen.

Respektvollen Umgang vorleben

Ich habe oft erlebt, dass in kinderreichen Familien der Umgang mit Grenzen anscheinend einfacher ist; jeder spürt da, dass meine grenzenlose Freiheit endet, wo ich die Freiheit anderer verletze. Ich darf nicht nur mein eigenes Wohl sehen, sondern muss auch das Wohl meine Geschwister, Familien, Freunde, meiner Mitmenschen im Blick haben. Dies ist etwas, was wir unseren Kindern vor allem vorleben können. Wenn die Kinder älter werden, darf auch das gemeinsame Aufstellen von Regeln erfolgen. Dieses glaubhafte Vorleben von respektvollem Umgang mit unseren Mitmenschen ist nicht einfach. Wir dürfen gerne im Gebet Gott um seine Hilfe bitte; ihn darum bitten, dass wir unsere Mitmenschen ein wenig mit den liebevollen Augen sehen lernen, mit denen Gott sie ansieht.

Uwe Lal ist Kindermusiker und Pädagoge. Mit seinen Mitmach- und Mutmach-Konzerten tritt er in Kindergärten, Schulen und Kirchengemeinden auf. www.uwelal.de