„Gefühle sind wie Popcorn!“ – Über den Umgang mit negativen Gefühlen

Gefühle. Sie sind leider nicht wie Teller, die man ordentlich aufeinander im Schrank stapelt und bei Bedarf rausholt. Gefühle sind eher wie Popcorn. Je nach Hitzezufuhr brauchen sie länger, bis sie „aufpoppen“ oder explodieren sehr plötzlich.

Ich bin in den letzten Jahren zum wahren Popcorn-Crack mutiert. Ich serviere den Kindern das perfekt karamellisierte Kino-Popcorn. Bis ich den Dreh raushatte, habe ich einiges an Biomüll produziert. So viele Tipps zur Herstellung ich mir im Vorfeld auch durchgelesen hatte, brauchte es doch Übung, bis ich den „Pop” raushatte. Ich wünschte nur, ich wäre ebenso kompetent im Umgang mit meinen Gefühlen. Da „poppt“ es manchmal recht unkontrolliert.

Wenn ich zum Beispiel morgens mit schlechter Laune aufstehe und mich fühle, als hätte ich ein Recht darauf, dass mich alle in Ruhe lassen, muss ich diese Gefühle mit der Stimme der Vernunft entmachten: „Ihr versalzt mir und meiner Familie jetzt nicht den Morgen. Ich möchte freundlich sein und meinen Job hier machen.” Das hilft. Manchmal leiden wir einfach unter diffusen negativen Gefühlen. Es kann jedoch auch Sinn machen, hinzuschauen, woher diese schlechte Laune kommt.

Der schlechten Laune auf den Grund gehen

Umgang mit den eigenen negativen Gefühlen zu erlernen, ist von Bedeutung für die ganze Familie. Bin ich hemmungslos schlecht gelaunt oder dauerbetrübt, verbreite ich eine spannungsgeladene Atmosphäre, die stinkt wie angebranntes Popcorn. Darin müssen sich meine Kinder und mein Mann dann bewegen. Das produziert wiederum schlecht gelaunte Kinder und Streitereien sowie einen Mann, der zwischen wohlwollendem Verständnis und Fluchtinstinkt schwankt.

Darum möchte ich meine Gefühle führen. Sonst führen sie mich. Erste Hilfe leisten mir persönlich oft Singen und Kaffee. Für ernstzunehmende Gefühls-Eskapaden helfen Stift und Papier, gute Freunde und Zeit mit Gott.

„Du darfst auch mal schlecht gelaunt sein!“

Ich sehe auch bei meinen Kindern, dass sie lernen müssen, mit ihren negativen Gefühlen umzugehen. Mal kommen sie schlecht gelaunt nach Hause, oder die Aufforderung zum Zähneputzen sorgt für Eskalation. Wichtig ist dann, ihnen zuzugestehen, dass sie schlecht gelaunt sein dürfen und auch mal Verständnis zeigen für keine-Lust-Attacken.

Bevor wir die Kinder herausfordern einen guten Umgang zu finden, dürfen wir sie erst einmal annehmen. Das Angebot einer Umarmung hat schon so manchen Widerstand aufgelöst.

Wenn ich den Eindruck habe, mein Kind ist gerade wie gefangen in seinen negativen Gefühlen, provoziert seine Geschwister und ist nicht zugänglich, dann versuche ich zum Beispiel folgendes:

“Ich merke, dir geht es gerade nicht so gut. Wenn du hier so rummotzt, fühlen wir uns alle nicht wohl. Bitte geh in dein Zimmer. Wenn du wieder freundlich mit uns zusammen sein möchtest, kannst du jederzeit wiederkommen. Wir freuen uns. Wenn du mich brauchst, bin ich für dich da.”

Wir bleiben Lernende

Es ist nicht nur für mich eine Herausforderung, gut damit umzugehen, sondern auch für das Kind. Doch wie wichtig ist es zu lernen, dass wir mit unseren negativen Gefühlen nicht unsere Umwelt vergiften. Dass wir lernen uns zu sortieren.

Meine neunjährige Tochter stürzt in so einer Situation gerne polternd in ihr Zimmer und kurze Zeit später höre ich sie Gitarre spielen. Meinen Sohn finde ich oft vertieft in ein Buch wieder. Wenn die Kinder ihre Wege finden, sich innerlich abzukühlen, dann ist anschließend auch ein konstruktives Gespräch möglich. “Willst du erzählen, was vorhin los war?”

Bei allem Umgang lernen brauchen wir viel Gnade mit uns selbst und unseren Kindern. Wir bleiben Lernende. Im Entwickeln der emotionalen Kompetenz sowie in der Kunst des Popcornmachens.

Viel Erfolg und alles Liebe,

Ihre Johanna Walter

Johanna Walter liebt ihren Mann und ihre drei Kinder. Sie ist Sozial- & Religionspädagogin, Musikerin und Autorin. www.johannawalter.de

 

 

 

Wie gehe ich in diesem Winter mit Infekten der Kinder um?

Der Winter, so scheint es vielen Eltern, ist eine einzige Aneinanderreihung von Infekten. „Das ist ganz normal“, sagt der Gießener Kinderarzt Dr. Frank Wagner und gibt Eltern Tipps, was sie bei einer Erkältung machen und wie sie weiteren Infekten vorbeugen können.

Was ist eigentlich eine Erkältung?
Eine Erkältung ist eine virale Erkrankung, die bei Kindern mit Schnupfen, Husten, Hals- oder Ohrenschmerzen einhergeht. Sie fühlen sich unwohl, sind vielleicht knatschig und haben erhöhte Temperatur, also bis 38,5 Grad. Wenn sie kleiner und zum ersten Mal erkältet sind, kann sie auch höher sein. Wir Pädiater gehen davon aus, dass ein Kind bis zu zehn Infekte im ersten Kita-Winter durchlebt. Bis zum Schulalter sind es also 30 bis 40 Infekte. Das klingt viel, ist aber normal und deutet nicht zwangsläufig auf eine Immunschwäche hin.

Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn das Allgemeinbefinden des Kindes sich verschlechtert, das Fieber nicht sinkt oder sogar steigt, der Husten stärker wird, Kurzatmigkeit und Pfeifen beim Atmen einsetzt, Flüssigkeit aus dem Ohr läuft und Symptome auftreten, die sich die Eltern nicht erklären und trotz aller Maßnahmen nicht eindämmen können.

Wie differenzieren Sie in Zeiten von Corona?
Es ist schwierig, und es wird uns noch lange beschäftigen, wie wir entscheiden sollen, ob ein Risiko für eine Covid-19-Erkrankung vorliegt, zumal die Überprüfung durch den Mund-Nase-Abstrich schmerzhaft ist. Der Riech- und Geschmacksverlust tritt bei infizierten Kindern nicht auf, dafür aber in 30 bis 40 Prozent der Fälle trockener Husten, Fieber und manchmal eine Magen-Darm-Symptomatik. Allerdings ist das bei manchen anderen Viruserkrankungen genauso.

Gehen wir davon aus, mein Kind hat „nur“ eine Erkältung. Was kann ich tun, um es gesund zu pflegen?
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Gönnen Sie ihm viel Ruhe und vermeiden Sie Stress! Lassen Sie Ihr Kind zu Hause – lieber einen Tag länger als zu kurz. Aber bleiben Sie mit ihm nicht nur im Haus, sondern gehen Sie, wenn es kein Fieber (mehr) hat, an der frischen Luft spazieren. Natürlich sollte es nicht rennen und auch nicht auf dem Spielplatz toben.

Wann sollte man Fiebermedikamente verabreichen?
Wenn das Kind bei 38,8 Grad ganz normal spielt, ist es zunächst nicht notwendig, ihm ein Fiebermedikament zu geben. Wenn es aber schlapp wirkt, Schmerzen oder diese Temperatur abends vor dem Schlafengehen hat, sollten Sie ihm unbedingt etwas geben, weil das Fieber in der Nacht steigt und die erhöhte Temperatur zu einem Flüssigkeitsverlust führt. Dadurch können wiederum die Schleimhäute austrocknen und sogar geschädigt werden, wodurch das Kind ansteckbarer für weitere Infektionen ist.

Wie kann ich mein Kind vor einer Erkältung schützen?
Befeuchten Sie die Nase des Kindes regelmäßig mit reiner Kochsalz- oder Meersalzlösung und achten Sie auf das Raumklima. Die Devise lautet: Heizung runter und Luftfeuchtigkeit hoch! Im Schlafzimmer sollte es nicht wärmer als 16 bis 18 Grad und in den Wohnräumen 21 Grad sein – auch dann, wenn das Kind krank ist. Geben Sie Ihrem Kind vitaminreiches und ballaststoffreiches Essen wie Obst und Gemüse, Vollkornbrot und Müsli, viel Flüssigkeit in Form von Wasser und ungesüßtem Tee.

Interview: Ruth Korte

 

Dieses Interview ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.