„Mein Kind hat Angst vor dem Zahnarzt!“

Wenn Ihr Kind sich zweimal am Tag die Zähne gut putzt, ist die wichtigste Basis für die Zahngesundheit gelegt. Sicherlich wäre es gut, wenn der Zahnarzt die Zähne dennoch kontrollieren könnte.
Ich empfehle, sehr geduldig und behutsam den Zahnarztbesuch vorzubereiten und nicht mit Druck oder Zwang zu arbeiten. Folgende Schritte könnten helfen:

> Spielen Sie zu Hause in einem Rollenspiel „Zahnarzt“. Besorgen Sie dazu einen kleinen Mundspiegel, um das Spiel realistischer gestalten zu können, gern auch eine Maske und vielleicht eine OP-Haube. Lassen Sie Ihre Tochter zuerst selbst Arzt spielen, Sie sind die Patientin. Versuchen Sie dann beim nächsten Mal, einen Rollentausch vorzuschlagen. Natürlich sollte bei diesen Spielen alles gut und schmerzfrei ablaufen.

> Lesen Sie Kinderbücher zum Thema vor (z. B. „Conni geht zum Zahnarzt“) und zeigen Sie diese Geschichte als Video (online zu finden).

> Eine langsame Gewöhnung durch ein bis zwei Besuche, bei denen keine Kontrolle bei Ihrem Kind geplant ist, sondern es nur die Räume kennenlernt und beobachtet, kann helfen – vielleicht auch bei einem Termin von Ihnen oder eines anderen Kindes, das es kennt.

> Manchmal wirkt Ablenkung Wunder, etwa wenn das Kind während des Zahnarztbesuchs auf dem Handy einen Clip ansehen darf.

> Kindern fällt es noch schwer, langfristig zu denken und dafür kurzfristig Unangenehmes in Kauf zu nehmen. Da ist es hilfreich, ihnen kleine Motivationsanreize zu schaffen. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, warum der Zahnarztbesuch so wichtig ist und überlegen Sie mit ihr, welche kleine Belohnung ihm helfen würde, seinen Mut zusammenzunehmen.

> Vielleicht kann die Oma, der Onkel oder eine andere vertraute Person, die Ihr Kind noch nie zum Zahnarzt begleitet hat, viel unbefangener mit der Situation umgehen und dadurch mehr Gelassenheit ausstrahlen, weil sie noch nicht selbst erlebt hat, wie schwierig die letzten Besuche waren. Auch Kinder reagieren oft je nach Bezugsperson unterschiedlich. Besprechen Sie aber vorher, wie viel „Ermutigen“ okay ist und wann der Versuch angebrochen werden soll.

> Sollte das alles nicht helfen, könnte auch ein Wechsel des Zahnarztes helfen – vielleicht zu einer Praxis, die auf Angstpatienten spezialisiert ist? Auch hier können die veränderten Bedingungen dem Kind helfen, festgefahrene Muster loszulassen.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin, verheiratet, Mutter von zwei Kindern und als freie Autorin und Elternberaterin tätig (www.elternleben.de).

„Heute mal bildschirmfrei!“

Sie sind bei Freunden zu Besuch, sitzen mit den Eltern gemütlich am Tisch, trinken guten Kaffee und die Kinder beschäftigen sich selbst. Die Geräuschkulisse liegt leicht über dem Normbereich, ab und an schreit einer, knallt etwas.
Doch irgendwann fällt Ihnen auf, dass es ungewöhnlich leise geworden ist. Zu leise. Sie stehen auf, um einmal nachzusehen. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher! Die eben noch wuseligen Kinder sitzen still da, unverwandt auf den Bildschirm starrend, von farbigen Bewegungen und Klängen in den Bann gezogen. Sie sind verärgert, dass im Fernsehen ein Film läuft, den Ihr Kind eigentlich noch gar nicht sehen darf. Ihre Freunde sehen da gar kein Problem und finden, dass Sie übertreiben. Es sei wichtig, dass Kinder einen Umgang mit den Medien lernen.

Faszination Bildschirm

Ist es nicht erstaunlich, welche Faszination Bildschirme auf Kinder haben?
Wir leben in einer Zeit, die zunehmend digitaler wird. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, wie ich finde. Was wir brauchen, ist ein mündiger Umgang damit. Doch das Thema Bildschirmzeit führt in vielen Familien immer wieder zu Auseinandersetzungen. Was tut meinem Kind gut, was schadet ihm? Wichtig ist auch, die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Kinder im Blick zu haben. Sehr sensible Kinder sind beispielsweise deutlich schneller von Reizen überflutet, sodass eine besondere Achtsamkeit bei der Film-Auswahl guttut. Und viele Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder auch ohne Bildschirm spannende Zeiten erleben und genießen können.

Praxisnaher Ratgeber

In dem wissenschaftlichen Ratgeber „Heute mal bildschirmfrei. Das Alternativprogramm für ein entspanntes Familienleben” von Prof. Dr. Paula Bleckmann und Ingo Leipner finden Sie viele Ideen dazu. Die Autoren begegnen den Lesern in dem leicht zu lesenden Büchlein nicht dogmatisch, sondern mit viel Verständnis für die Herausforderungen des Alltags mit Kindern in einer medial geprägten Welt. An über hundert alltäglichen Beispielen aus der Praxis werden jede Menge kleine und größere Ideen zum Umgang mit Medien geliefert. Beginnend mit der Frage, ob digitale Betthupferl für Babys sinnvoll sind, über den Barbie-Laptop von Oma als Geschenk zum vierten Geburtstag, Fernsehen als Belohnung bis hin zu Smartphone- und Social-Media-Nutzung bei Teenagern.

Matschepfützen selbst erleben

Der Umgang mit Medien bleibt ein allgegenwärtiges Thema in unserer heutigen Zeit und begleitet uns und unserer Kinder immer mehr. Die gute Nachricht ist: wir können den Umgang damit selbst gestalten.
Lassen wir die Kinder doch erst einmal selbst mit kleinen knallbunten Gummistiefeln in Pfützen herumhüpfen, und spüren, wie nass dreckig alles wird, bevor sie Peppa Wutz in Matschepfützen plantschen sehen. Lassen wir sie mit Pinsel und Stift die Wände vollkritzeln, Teig kneten, mit dem Hammer Nägel in Holzblöcken versenken, bevor sie auf dem Tablet herumwischen.
Für die gesunde Entwicklung von Kleinkindern sind haptische und sinnliche Erfahrungen, die in der Bewegung und im Spiel stattfinden, wichtig. Sie sind entscheidend für die Entwicklung des Gehirns, für die Herausbildung des Raum-Zeit-Gedächtnisses und grundlegend für Denken, Lernen, Handeln und Intelligenz.
Schenken wir unseren Kindern viele Möglichkeiten die Welt mit allen Sinnen zu erleben. Viel Spaß dabei.

Herzliche Grüße,
Ihre Johanna Walter

 


Prof. Dr. Paula Bleckmann, Ingo Leipner: Heute mal Bildschirmfrei – Das Alternativprogramm für ein entspanntes Familienleben (Knaur Verlag)

Web-Tipp für Eltern: www.schau-hin.info