Warum Langeweile für unsere Kinder wichtig ist

Alle Eltern haben ihn schon einmal gehört. Den Satz, der wie zu lange gekautes, zähes Kaugummi klingt: „Mir ist laaangweilig.“ Was kann ich tun, wenn mein Kind mir immer wieder an den Beinen hängt und scheinbar nichts mit sich anfangen kann?
Warum sich quälen? Langweile ist doch eigentlich wunderbar, oder? Als Eltern würden wir uns diesen Zustand manchmal herbeiwünschen. Doch das Kind empfindet eine unangenehme innere Unruhe. Dieser innere Zustand kann auch als ein Austarieren zwischen Konsumieren von externen Reizen und dem eigenen kreativen Ideenreichtum betrachtet werden.

Anregung von Außen

Wenn Kinder es gewohnt sind, im Kindergarten, von älteren Geschwistern oder den Eltern beschäftigt zu werden, dann fehlt ihnen im Zustand der Langeweile genau diese externe Anregung. Doch wie wichtig für die kindliche Entwicklung sind Zeiten ohne Input von Außen, in denen das Kind eigene Ideen entwickeln kann. Gönnen wir unserem Kind diese Zeiten, wo es Gebrauch machen kann vom eigenen schlauen Köpfchen und zu selbstwert-stärkenden Erlebnissen kommen kann. Wie gut fühlt es sich an zu sagen: „Das habe ich allein gemacht!“

Schweigend dazusetzen

Halten wir Momente der Langeweile einfach einmal aus, ohne unser Kind mit unseren Ideenkatalogen einzuwickeln. Schließlich wollen wir keine Konsumenten heranziehen, die sich durch ihre eigene Langweiligkeit langweilen. Vielmehr wünschen wir uns Kinder mit kreativen Köpfen, die lernen zu agieren – anstatt immer nur zu reagieren. Halten wir die Momente aus, setzen uns schweigend dazu und schauen, was die kleinen Leute für sich entdecken.
Langweilen wir uns mal gemeinsam. Dabei kann es auch passieren, dass wir plötzlich über Dinge sprechen und uns gegenseitig erzählen, die nur auftauchen, wenn der Unterhaltungsmodus eben mal ausgeschaltet ist und die innere Unruhe überwunden.

Ihre Johanna Walter

 

 

Geschwister – zusammen in einem Zimmer?

Das Baby ist aus der Stillzeit raus und die große Schwester möchte, dass der kleine Bruder mit im Zimmer schläft.  Halten sich die beiden aber nicht gegenseitig vom Schlafen ab? Was sollte man bei der Zusammenlegung beachten?

Das Wichtigste, was Kinder zum guten Leben brauchen, ist das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, Wärme, Nähe und Vertrauen. Dieses urmenschliche Grundbedürfnis endet gerade nicht mit dem Sonnenuntergang und auch nicht mit der Stillzeit. Wenn es Abend wird und die Nacht heranbricht, dann meldet es sich in besonderer Weise, denn seit Anbeginn der Zeit suchen wir Schutz vor der Dunkelheit.
Auch wenn dieses Bedürfnis in erster Linie von den Eltern gestillt wird, so spielen doch auch Geschwister eine ganz maßgebliche Rolle. Das gemeinsame Schlafen kann dabei ein wichtiger Baustein sein, der meiner Erfahrung nach für alle nur Vorteile mit sich bringt! Die Nächte werden ruhiger. Die Gegenwart des anderen, sein Atmen und das Rascheln der Bettdecke teilen mit, was ein kleiner Mensch besonders nachts dringend wissen muss: Ich bin nicht allein, ich bin Teil dieser Herde. Ich rieche den Duft, der mir vertraut ist, das Dunkle kann mir nichts anhaben, und ich kann getrost schlafen. Selbst im Krankheitsfall hat dieses Zusammenspiel eine außerordentlich beruhigende und entlastende Wirkung.

Bemerkenswert tiefer Schlaf
Natürlich wird am Abend noch ein wenig geflüstert, werden kleine Geheimnisse geteilt, Geschichten erzählt und Ängste besprochen, von denen Eltern gar nichts wissen müssen. Kaum etwas stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl mehr, kaum etwas lässt Geschwister einander näherkommen. Schlafrhythmen passen sich einander an, und recht schnell gehen Zusammenschläfer gemeinsam zu Bett und stehen auch gemeinsam wieder auf. Die Chancen für Eltern, am Wochenende ein Stündchen länger unbehelligt zu bleiben, steigen sprunghaft an, denn man kann sich durchaus ein Weilchen miteinander beschäftigen, ein Hörspiel hören und etwas spielen.
Davon abgesehen sehen auch Vierjährige schon ein, warum es nicht klug wäre, das schlafende Geschwisterkind zu wecken. Gemeinsam kann man Vereinbarungen treffen, was in solchen Fällen zu tun ist, zum Beispiel ruhig den Raum verlassen und anderweitig auf Suche nach Unterhaltung gehen. Umgekehrt haben Kinder, wenn sie denn einmal eingeschlafen sind, einen bemerkenswert tiefen Schlaf. Ein weinendes Baby oder Kleinkind kann aus dem Bettchen genommen werden, ohne dass das Geschwisterkind davon gestört würde.

Private Schatzkiste
So viele Vorteile das Zusammenschlafen von Geschwistern auch bietet, so wichtig sind klare Regeln für das gemeinsame Leben. Bei uns haben sich zum Beispiel Schatzkisten bewährt, in denen persönlichste Besitztümer aufgehoben werden und an die Mitbewohner keinesfalls drangehen dürfen. Es braucht Rückzugsmöglichkeiten und Räume des Privaten. Das Bedürfnis nach Privatsphäre und einem eigenen Raum wächst mit den Jahren und steigenden Alltagsherausforderungen. Mit Eintritt in die weiterführende Schule und dem Anklopfen der Pubertät braucht es nach Möglichkeit ein eigenes Zimmer, sei es noch so klein, und eine Tür, die man fest hinter sich zu machen kann.

Sandra Geissler lebt mit ihrer Familie in Nierstein und bloggt unter 7geisslein.wordpress.com.