„Meine Tochter hängt an mir!“

Es gibt Kinder, die folgen ihren Eltern auf Schritt und Tritt. Ist es zu viel von einer Dreijährigen verlangt, auch mal allein zu spielen?

Grundsätzlich können sich die meisten Dreijährigen entwicklungsbedingt gut allein beschäftigen, in der Gewissheit, dass eine vertraute Person in ihrer Nähe ist. In einem normalen Alltag lernen sie das „nebenbei“. Wenn Ihr Kind immer noch auf Schritt und Tritt in Ihrer Nähe bleibt, hat es dafür vermutlich seine „guten Gründe“.

Besondere Herausforderungen
Um das besser zu verstehen, ist es hilfreich, die Lebensgeschichte Ihres Kindes näher anzuschauen: Waren oder sind Sie und Ihr Kind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, wie etwa dem Verlust einer nahestehenden Person durch Trennung oder Tod, Krankheit, traumatische Geburt, Klinikaufenthalte oder unangemessene Eingewöhnung? Solche und andere „stressende“ Erfahrungen können dazu beitragen, dass Kinder mehr Zeit und elterliche Zuwendung brauchen, um (wieder) die nötige Sicherheit und Vertrauen ins Leben zu gewinnen und ihre Selbstständigkeit zu entfalten.
Es ist gut, dass Sie als wichtigste Bezugsperson – soweit möglich – ganz für Ihr Kind da waren, um das Urvertrauen (wieder) zu festigen, sich mit ihm beschäftigen, wenn keine anderen Kinder da sind, und sie in Ihren Alltag einbinden. Genauso richtig und wichtig ist es aber auch, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen, wie zum Beispiel etwas für sich allein machen oder sich ausruhen wollen. Indem Sie dies ausdrücken und umsetzen, erfährt Ihr Kind: „Andere Menschen haben auch Bedürfnisse, die beachtet werden müssen“ – eine wichtige Voraussetzung für soziales Verhalten.

Freiraum gewinnen
Um mehr Freiraum für Sie als Mutter zu schaffen und gleichzeitig die Entwicklung kindlicher Selbstständigkeit zu fördern, können regelmäßige Zeiten mit anderen Bezugspersonen wie Papa, Oma oder anderen Kindern sehr hilfreich sein. Wenn Sie und Ihr Kind alleine sind, könnten Sie zum Beispiel mit einer Sanduhr oder Uhr (mit Zeiger) kleine Auszeiten einführen: Nachdem Sie zusammen eine gute Zeit hatten, erklären Sie Ihrer Tochter klar und kurz: „Ich gehe jetzt…(Ort) und mache …(Handlung). Du kannst so lange… (Spielvorschlag). Wenn die Zeit um ist (siehe Uhr), komme ich wieder.“ Wichtig: Handeln Sie genauso wie angekündigt.

Aufgrund der vorangehenden Erfahrungen: „Mama ist immer für mich da, so wie ich es möchte“ wäre es verständlich, wenn Ihre Tochter erstmal „protestiert“. Das darf sie! Und Mama darf sich trotzdem um ihre eigene Angelegenheit kümmern. Sie ist ja in der Nähe (wenn auch im anderen Raum) und kommt zurück, wie versprochen. Danach geht es wieder gemeinsam weiter. Sie als Mama fühlen sich freier und Ihr Kind hat gelernt: Auf Mama ist Verlass! Und wir bleiben verbunden in einer guten Balance von Zeiten der Gemeinsamkeit und des „Für-sich-Seins“.

Beate Döbel ist systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin (www.therapiepraxis-doebel.de).

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Kreativ-Ideen für den Sommer

Endlich Sommer! Ich liebe diese herrliche Jahreszeit, in der die Natur zum Wohnzimmer wird. Wir können zwischen drinnen und draußen wechseln ohne Jacke und ohne Schuhe, lediglich mit Sonnencreme und Wassermelone unterm Arm. Für Kinder ist es eine Zeit, in der sie draußen viele sinnliche und haptische Erfahrungen sammeln können. Diese Erfahrungen sind neben dem Spaß-Faktor sogar richtige Booster für die kindliche Gehirnentwicklung. Eltern können ihre Kinder ganz leicht fördern – mithilfe der Natur: Erfahrungen mit Wiese, Wald und Wasser. Matschküche, barfuß laufen, im Regen tanzen, über Steine klettern.

Hier sind zwei Ideen aus unserem Sommer-Kreativ-Gepäck:

1. Die kreative Kiste
Wenn wir einen längeren Ausflug in Feld-Wald-Wiese planen, nehme ich gerne unsere kreative Kiste mit ins Gepäck. Die Natur lässt erfinderisch werden und eigentlich braucht es zum Spielen auch keine weiteren Zutaten. Doch hin und wieder ist diese Kiste eine dankbare Ergänzung zum Werkeln und Kreativwerden. In unserer Kreativkiste befinden sich:
– Schnitzmesser
– kleiner Hammer und Nägel
– Kordel
– dünner Draht
– bunte Perlen
– Stoffreste
– Zange
– Edding
– …

Damit sind kleine Naturkünstler herrlich angeregt und beschäftigt. Sie können zum Beispiel aus Holzfünden unterschiedliche Boote bauen und sie im Bach schippern lassen. Oder mit Ästen, Stoff und Perlen bunte Windspiele zaubern, um sie im Garten aufzuhängen.

2. Die Spülschwamm-Schlacht
Wer in den heißen Tagen keinen Pool im Garten hat und keine Nerven oder Tickets mehr fürs Freibad bekommen hat, dem sei diese Art der Abkühlung geraten. Man braucht dafür ein paar Päckchen Spülschwämme, zwei Eimer mit kaltem Wasser und Kinder. Der Rest ist selbsterklärend. Wasserbombenschlacht mal nachhaltig, ohne erst mühselig die kleinen Luftballons am Wasserhahn zu füllen und nachher die Plastikfetzen einsammeln zu müssen. Auf die Schwämme, fertig, los!

Ich wünsche Ihnen einen kreativen Sommer mit angenehmen Erfrischungen.

Ihre Johanna Walter