Krieg spielen?

Krieg ist aktuell ein großes Thema. Auch bei den Kleinen. Manche Kinder spielen schon im Kindergarten „Krieg“.  Es kommt sogar dazu, dass Kindergartengruppe (Ukraine) gegen eine andere Gruppe (Russland) kämpft.  Wie sollte man als Eltern damit umgehen, wenn die Kleinen sogar ‚Kriegsmann‘ werden und gegen Putin kämpfen möchten?

Dass Kinder sich in diesem Alter auch spielerisch miteinander messen und „kämpfen“ oder „Krieg“ spielen, ist erst einmal nicht ungewöhnlich. Zum einen ermöglichen ihnen solche Raufspielchen, die eigenen Kräfte und Grenzen zu entdecken und auch Erfahrungen mit den Kräften und Grenzen anderer Menschen zu machen. Zum anderen verleiht ihnen das Schlüpfen in eine Rolle, in der sie als Superheld oder Krieger mit Waffen oder besonderen Kräften auftreten können, ein Gefühl von Macht und Stärke, das ihnen im normalen Alltag oft verwehrt bleibt.

Kinder verarbeiten im Spiel
So ist auch der Wunsch „Kriegsmann“ zu werden, einzuordnen. Es geht Kindern nicht darum, wirklich einmal in den Krieg zu ziehen und Menschen zu töten, sondern der eigenen Hilflosigkeit, die Kinder in dieser Krise spüren, etwas entgegenzusetzen. Was man hier beobachten kann, ist Teil einer spielerischen Verarbeitung von Realität, die die Kinder gerade miterleben müssen.
Wir alle spüren ja im Moment ein Gefühl von Machtlosigkeit, wenn wir den Krieg in der Ukraine beobachten. Nur haben wir als Erwachsene andere Möglichkeiten, damit umzugehen. Kinder finden hier einen Ausweg über Spiel und magisches Denken. Da wird ein kriegsführender Diktator auf einmal besiegbar wie eine Gruppe anderer Vierjähriger, und ein kleiner „Kriegsmann“ kann kommen und ihn stoppen.

Die Bedürfnisse dahinter
Vor diesem Hintergrund ist das reine Verbot dieses Spiels auch nicht zielführend. Wenn Eltern oder das pädagogische Personal in der Kita trotzdem ein ungutes Gefühl bei diesem Spiel haben – was angesichts der Lage nachvollziehbar ist – ist es besser, die dahinterstehenden Bedürfnisse auf andere Art zu füllen: Zum einen sollte es Raum zum Toben, Raufen und Kämpfen geben, der von den Erwachsenen so gestaltet wird, dass sich die Kinder darin möglichst frei ausleben dürfen. Erwachsene und Kinder können sich gemeinsam Fantasiegestalten ausdenken, die dort aufeinandertreffen.
Zum anderen muss aber auch Raum da sein, mit dem Krieg in der Ukraine umzugehen: Hier geht es vor allen Dingen darum, den Blick der Kinder auf das zu lenken, was sie tun können, um zu helfen, und wo ihre tatkräftige Unterstützung wirklich nützlich sein kann. Es geht darum, der Machtlosigkeit Selbstwirksamkeit entgegenzusetzen.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit Ihrem Mann und Ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de

Der Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Ab in den Kindergarten – aber welchen?

„Generell sollte die Suche nach einem Kitaplatz so früh wie möglich beginnen“, rät Nadine Jung vom Landkreis Gießen mit Blick auf die Wartelisten, die in manchen Städten und Regionen sehr lang sein können. Einen Überblick über die jeweilige Platzsituation kann die Gemeinde- und Stadtverwaltung im Wohnort geben, die gleichzeitig auch Träger vieler Kitas ist.

Dort oder auf der Homepage der Kitas sind erste Informationen zu pädagogischen Ansätzen, Räumlichkeiten, Gruppengrößen und Konzeptionen zu finden. So können sich Eltern einen ersten Eindruck verschaffen und entscheiden, was zu den persönlichen Vorstellungen passt. Dies ist individuell verschieden und variiert von der örtlichen Distanz über den Betreuungsschlüssel, also wie viele Erzieherinnen im Kindergarten wie viele Kinder betreuen, bis hin zum Betreuungskonzept, das in der Einrichtung angewandt wird.

Offen, teiloffen und geschlossen?

Die Konzepte in den Kindergärten variieren zwischen offen, teiloffen und geschlossen. In einer geschlossenen Gruppenarbeit wird ein Kind einer Gruppe mit festen Erzieherinnen zugeteilt. In dieser halten sich die Kinder während des gesamten Kindergartentages auf. Nur am Rande, beim gemeinsamen Spiel auf dem Kindergartenspielplatz oder bei Festen, gibt es Kontakt zu den Kindern der anderen Gruppen.

Beim teiloffenen Konzept sind die Kinder nur am Tagesbeginn und -ende in ihrer Stammgruppe. Nach einem gemeinsamen Start werden die anderen Gruppen für die Kinder geöffnet und sind für alle Kinder frei zugänglich. Ganz auf Gruppen verzichtet wird in Kindergärten mit offenem Konzept. Die Räume, die den Kindern zur Verfügung stehen, sind themenorientiert. Es gibt zum Beispiel einen Kreativraum, einen Bewegungsraum oder Rückzugs- und Ruheraum. Die Kinder können frei wählen, mit wem sie wann welchen Aktivitäten nachgehen möchten.

Menschenbilder sind verschieden

In Deutschland wird ein Drittel aller Kindergärten von den Städten und Kreisen getragen. Der größte Teil der Einrichtungen wird von freien Trägern wie Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen oder Elterninitiativen geleitet. In der Schweiz sind rund 90 Prozent aller Kitas als Verein, GmbH, Stiftung oder Betriebskita privat organisiert und werden zu durchschnittlich zwei Dritteln durch Elternbeiträge finanziert. Dadurch sind die Betreuungskosten deutlich höher als in Deutschland.

In Deutschland wie in der Schweiz prägt der jeweilige Träger das der Einrichtung zugrunde liegende Menschenbild und kann humanistischer, christlicher, anthroposophischer oder anderer Natur sein. Das christliche Menschenbild wird vor allem in Kindergärten gelebt, die in kirchlicher Trägerschaft sind. Es gibt evangelische und katholische, aber auch freie Bekenntniskindergärten, die sich etwa im Verband Evangelischer Bekenntnisschulen und Kitas (VEBS) zusammengeschlossen haben. Christlichen Kindergärten gemein ist, dass die Kinder entsprechend dem christlichen Weltbild erzogen werden. Nächstenliebe und die Gebote Gottes sowie seine Liebe zu den Menschen stehen im Fokus. Wie diese Werte konkret im Kita-Alltag gelebt werden und welche Rolle christliche Elemente spielen, kann im Gespräch mit der Leitung oder direkt mit den Erzieherinnen geklärt werden.

Ruth Korte ist zweifache Mutter aus Gießen, arbeitet als freie Redakteurin bei Family und hat in ihrem früheren Leben Erzieherin gelernt.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

 

 

Quality Time mit Kindern

Wenn eine Familie wächst, ist das älteste Kind zunächst einmal zu beglückwünschen! Es darf nun große Schwester oder großer Bruder sein. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie die einzelnen Beziehungen im Familiengeflecht gepflegt werden können. Wie kann man die Mutter-Tochter-, aber auch die Vater-Sohn-Beziehung besonders gestalten und stärken – besonders dann, wenn Geschwister dazukommen? Ist es überhaupt sinnvoll? Und welche Kraft, welches Potenzial oder welcher Sprengstoff liegen speziell in dieser Beziehung?

Potenzial und Sprengstoff
Tatsächlich räume ich persönlich der Pflege unterschiedlicher Familienbeziehungen einen deutlich höheren Stellenwert ein als der Pflege von Fliesenböden und Polstermöbeln. Sie haben sogar oberste Priorität und sind so verschieden wie einzigartig. Jede von ihnen birgt ein besonderes Potenzial, eine ganz eigene Kraft und je nach Lebenslage auch eine gehörige Portion Sprengstoff.
Dabei ist es für mich unerheblich, ob es sich um Mutter-Tochter-, Vater-Tochter-, Vater-Sohn- oder Mutter-Sohn-Konstellationen handelt. Jedes Kind möchte gesehen und wahrgenommen werden. Jede Mischung ist etwas ganz Besonderes und möchte in ihrer Exklusivität gepflegt und gewürdigt werden. Im wuseligen Alltag kann das schon einer Herkulesaufgabe gleichkommen. Manchmal bleiben für die Beziehungspflege nur ein paar Minuten am Abend auf der Bettkante, auf eine Bilderbuchlänge oder zwei, eine Runde Kuscheln, Hinhören und Gedankenaustauschen. Manchmal muss man sich die Zeit einfach nehmen und bewusst einplanen. Gemeinsame Interessen entdecken und pflegen, an denen die anderen nicht so viel Freude haben.

Zeit verschenken
Eine gute Idee und immer lohnend ist das Verschenken gemeinsamer Zeit. Ein Ausflug nur für uns beide, ein Nachmittag nur du und ich. Je mehr es gelingt, diese einzelnen, absolut exklusiven Beziehungsstränge zu pflegen, einander also nicht nur als Familienknäuel wahrzunehmen, desto besser kennen wir einander, entdecken wir Verbindendes und teilen wir Gemeinsamkeiten, die wir mit den anderen nicht haben. Auch die, die wir aufgrund unseres Geschlechtes haben. Die Interessen, die mich mit meinen Töchtern verbinden, sind andere als die, die ich mit meinen Söhnen teile. Über manche Dinge sprechen sie nur mit mir, vor allem jetzt, wo sie älter werden. Genauso, wie es spezielle Vater-Tochter-Themen und Gemeinsamkeiten gibt. Ich kann von meinen Töchtern lernen und sie von mir. Ebenso ergeht es mir mit meinen Söhnen.
Beziehungen jedweder Art sind keine statischen Gebilde. Sie verändern sich, bleiben formbar und im steten Wandel. Mal ist der Vater eine stärkere Bezugsgröße, mal die Mutter, manchmal besetzt eben jeder auch eine spezielle Position. Je nach Alter hat dies sicherlich auch etwas mit dem Geschlecht zu tun. Vor allem aber sind es absolut einzigartige Beziehungen zwischen zwei absolut einzigartigen Menschen.
Ja, ich finde durchaus, dass man als Mutter ein besonderes Augenmerk auf die Beziehung zur eigenen Tochter legen sollte. Genauso wie auf die Beziehungen zu den Söhnen.

Sandra Geissler lebt mit ihrer Familie in Nierstein und bloggt unter 7geisslein.wordpress.com. 

Dieser Text ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Streit im Kindergarten

Steit im Kindergarten – das kommt immer mal vor. Meistens handelt es sich dabei um Lappalien wie, dass beide zur gleichen Zeit dasselbe Spielzeug haben oder in dieselbe Rolle schlüpfen wollen. Für manche Kinder hat das aber zur Folge, dass sie manchmal gar nicht mehr in den Kindergarten gehen möchten. Wenn es so weit kommt, ist es wichtig, dass die Gefühle des Kindes ernst genommen werden. Es mag sein, dass ein Streit um dasselbe Spielzeug oder die Frage danach, wer welche Rolle im gemeinsamen Spiel haben darf, für Erwachsene nach einer Lappalie klingt. Für Kinder in diesem Alter sind solche Fragen aber sehr wichtig.

Miteinander spielen und interagieren ist ja die Hauptaufgabe unserer Kinder im Kindergarten. Außerdem verbringen sie dort einen großen Teil ihres Tages. Wenn es immer wieder zu Konflikten kommt, dann ist es normal, dass das Kind wenig Lust hat, sich dieser Situation auszusetzen.

Unterlegen oder stärker?

Ein Gespräch mit den Erzieherinnen zu suchen und etwas mehr über die Streitereien in Erfahrung zu bringen, kann hilfreich sein: Interessant wäre zu wissen, wie die Auseinandersetzungen ablaufen. Finden die beiden Streithähne gemeinsam Kompromisse oder gibt es ein Ungleichgewicht bei der Frage, wer zurückstecken muss? Welche Rolle nehmen die Erzieherinnen in diesen Konflikten ein? Wie wird zwischen den Kindern vermittelt? Welche anderen Spieloptionen hat das Kind im Kindergarten, wenn das Zusammensein mit bestimmten Kindern so schwierig ist?

Es kann zum Beispiel sein, dass es dem Kind schwerer fällt, seinen Standpunkt zu vertreten, weil andere Kinder besser in der Lage sind zu argumentieren. Die Spanne der sprachlichen Fähigkeiten geht in diesem Alter ja weit auseinander. Gerade deshalb werden Konflikte oft auch noch körperlich ausgetragen, was entweder dazu führt, dass einzelne Kinder sich häufig unterlegen fühlen oder aber, dass sie die stärkeren sind und deswegen häufiger geschimpft oder bestraft werden. In diesem Fall wäre gar nicht der Streit das eigentliche Problem, sondern die Reaktionen der Erwachsenen.

Zu Hause üben

Bei Konflikten zwischen Kindern in diesem Alter geht es ja immer auch um das Erlernen von Verhandeln und von Kompromissbereitschaft. Beides können Sie gut mit Ihrem Kind zu Hause üben. Wenn Sie beide unterschiedlicher Meinung über Dinge im Familienalltag sind, ermutigen Sie Ihren Nachwuchs ruhig einmal, seinen Standpunkt auszudrücken und schenken Sie ihm Gehör. Gerade bei Dingen, die Ihnen nicht ganz so wichtig sind, lassen Sie das Kind auch einmal die Erfahrung machen, dass seine Worte etwas bewirken können.

Ebenso können Sie Situationen, die im Kindergarten mit anderen Kindern auftreten, zu Hause nachbesprechen. Und Sie können zusammen überlegen, welche Kompromisse Ihnen zu den jeweiligen Themen einfallen. So bekommt Ihr Kind Lösungsideen, auf die es im Kindergarten zurückgreifen kann.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen.

Der Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Kreativ in der Osterzeit: Das Freundschaft-Erinnerungsfest

Freundschafts-Erinnerungs-Fest: Hintergrund
Wenn ich meine Jüngste zum Kindergarten gebracht habe, bot mir nicht selten dieses Bild: Zeitgleich kam ihre beste Freundin die Straße entlang, beide rannten los und flogen sich in die Arme. Wie gut würde es uns heute – auch als Große – tun, auf Freunde zuzurennen und einander zu umarmen.
Auch in den Ereignissen rund um Ostern geht es um Freundschaft – es ist auch die Geschichte von Petrus und seinem Freund Jesus. Petrus hatte viel mit Jesus erlebt und immer wieder versichert, dass nichts und niemand ihre Freundschaft zerstören könne.
Und dann wird Jesus verhaftet und Petrus behauptet drei Mal, er würde Jesus nicht kennen und sie wären nie Freunde gewesen. Was er daraufhin hört, ist ein krähender Hahn. Dieses Hahnenkrähen hatte Jesus ihm schon vorausgesagt. Doch Jesus verzeiht später seinem Freund den Verrat. Ostern ist für mich also auch ein Fest der Freundschaft!

Freundschafts-Erinnerungs-Fest: Blumenschmuck
Auf jeden Fall eignen sich gelb leuchtende Osterglocken und Tulpen als Blumenschmuck im Haus. Und eine Bodenvase mit Zweigen. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann sehe ich sattgelbe Forsythienzweige und zartrosafarbene Kirschblüten. Nach den tristen und grauen Farben der Wintermonate sind das für mich richtige Frühlingshoffnungsboten, die bunt und fröhlich sind.

Freundschafts-Erinnerungs-Fest: Festtafel-Dekoration
Für die festliche Tafel kleben wir einen Hahnenserviettenhalter aus Toilettenpapierrollen. Dafür wird eine Rolle halbiert die eine Hälfte eingeschnitten, um einen kleineren Kopf auf den dickeren Bauch setzen zu können. Aus Pappe kleben wir noch einen kleinen Schnabel auf, malen dem Hahn Augen und kleben aus Federn einen fantasievollen Hahnenkamm auf den Kopf. Serviette rein – und fertig. Wir gingen mit den Serviettenhaltern direkt in Serie, um kleine Geschenke für unsere Freunde zu kleben.

Freundschafts-Erinnerungs-Fest: Süße Hähne
Das Rezept bekam ich im ersten Kindergarten meiner Tochter und ich backe es noch heute gerne. Sie benötigen dafür:
250 g Magerquark
9 EL Öl
9 EL Milch
120 g Zucker
1½ Päckchen Vanillezucker
1½ Päckchen Backpulver
450 g Mehl
Zuerst werden Quark, Öl, Milch, Zucker und Vanillezucker verrührt Anschließend werden portionsweise Mehl und Backpulver untergeknetet. Den Teig nicht zu dünn ausrollen, Hähne ausstechen und im vorgeheizten Ofen bei 175 Grad 15 Minuten backen.

Ich wünsche Ihnen für diese Osterzeit ein hoffnungsvolles und kreatives Freundschafts-Erinnerungs-Fest!

Katrin Grieco ist Sozialpädagogin und Kinderbuchautorin für bunte Geschichten mit rotem Faden. Sie liebt es, biblische Geschichten für Kinder lebendig werden zu lassen, wie in ihrem Buch „Wenn Frösche Feste feiern“.

„Das schaffst du doch mit links!“ Linke Hand – rechte Hand

Ein Interview mit der Psychotherapeutin Dr. Johanna Barbara Sattler zu der Frage, ob Kinder, die mit der linken Hand malen, essen und basteln, dies genauso geschickt können wie ihre rechtshändigen Freundinnen und Freunde.

Ab welchem Alter können Eltern erkennen, ob ihr Kind Rechts- oder Linkshänder ist?

Bei manchen Kindern sieht man es schon sehr früh. Bei den meisten klärt es sich bis zum Alter von drei bis vier Jahren. Wenn es bei einem Vierjährigen noch nicht klar ist, sollte man mit dem Kinderarzt sprechen, was die Gründe dafür sein könnten. Bei diesen Kindern gibt es manchmal auch motorische Probleme oder Auffälligkeiten. Dann ist es sinnvoll, therapeutisch einzugreifen.

Manche Eltern, deren Kind häufig die linke Hand benutzt, hoffen, „dass sich das noch gibt“. Ist diese Hoffnung berechtigt?

Bei Linkshändern ist die gegenüberliegende, also die rechte Gehirnhälfte motorisch dominant, sie gibt die stärkeren Signale. Eltern sollten nicht versuchen, das Kind zur Benutzung der rechten Hand anzuregen oder es gar umzuschulen. Denn wenn ein Kind in die falsche Händigkeit kommt, kann das negative Auswirkungen haben wie Konzentrationsstörungen oder Lernschwierigkeiten. Deshalb sollten Eltern nicht versuchen, das Kind zu beeinflussen. Wenn die Händigkeit unklar ist, sollten sie zum Beispiel das Besteck mittig in den Teller legen und dem Kind die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, welche Hand es nimmt.

Und wenn Eltern sicher sind, dass das Kind ein Linkshänder ist?

Dann sollten sie das Glas oder Besteck auf die linke Seite legen oder stellen. Damit verhindern sie, dass das Glas umfällt oder dass der Ärmel immer durch die Suppe geht. Außerdem sollten sie rechtzeitig auf eine lockere Mal- und Schreibhaltung bei ihrem Kind achten. So helfen sie dem Kind, dass es später nicht über das gerade Geschriebene wischt und dass es den Text gut lesen kann und nicht mit der Hand verdeckt. Dazu gibt es für linkshändige Kinder auch vorbereitende Kindergruppen, die seit der Coronapandemie auch online angeboten werden.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Linkshänder und Linksfüßer?

Was wir mit den Händen und was wir mit den Füßen tun, ist grundlegend unterschiedlich. Füße brauchen Gleichgewicht. Um mit einem Bein zu schießen, muss man auf dem anderen Bein gut stehen können. Deshalb kommt es oft vor, dass ein Kind, das eigentlich linkshändig ist, mit dem rechten Fuß schießt – und umgekehrt.

Sollten Eltern die ErzieherInnen im Kindergarten auf die Linkshändigkeit hinweisen?

Ich würde nachfragen, wie sie mit Linkshändern umgehen und ob sie Linkshänder-Scheren haben. Es ist auch wichtig, dass das Kind beim Essen und Basteln nicht rechts von einem Rechtshänder sitzt, sonst kommen sich die beiden in die Quere.

Interview: Bettina Wendland

Dr. Johanna Barbara Sattler leitet die erste deutsche Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder.

Dieser Beitrag ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Medientipps
www.linkshaender-beratung.de
Mein Linkshänder-Starterset (Auer Verlag): Die Box enthält Anspitzer, Schere, Stifte-Grips, Schreibtischvorlage und Elefantenrüssel als Abstandhalter für das Schreibenlernen in der Kita sowie ein Heft mit Infos zur Linkshändigkeit.
J. B. Sattler: Schreibvorübungen für Linkshänder mit Jobasa (Auer Verlag): Das Buch hilft linkshändigen Vorschulkindern, eine lockere Schreibhaltung zu entwickeln.

Warum Langeweile für unsere Kinder wichtig ist

Alle Eltern haben ihn schon einmal gehört. Den Satz, der wie zu lange gekautes, zähes Kaugummi klingt: „Mir ist laaangweilig.“ Was kann ich tun, wenn mein Kind mir immer wieder an den Beinen hängt und scheinbar nichts mit sich anfangen kann?
Warum sich quälen? Langweile ist doch eigentlich wunderbar, oder? Als Eltern würden wir uns diesen Zustand manchmal herbeiwünschen. Doch das Kind empfindet eine unangenehme innere Unruhe. Dieser innere Zustand kann auch als ein Austarieren zwischen Konsumieren von externen Reizen und dem eigenen kreativen Ideenreichtum betrachtet werden.

Anregung von Außen

Wenn Kinder es gewohnt sind, im Kindergarten, von älteren Geschwistern oder den Eltern beschäftigt zu werden, dann fehlt ihnen im Zustand der Langeweile genau diese externe Anregung. Doch wie wichtig für die kindliche Entwicklung sind Zeiten ohne Input von Außen, in denen das Kind eigene Ideen entwickeln kann. Gönnen wir unserem Kind diese Zeiten, wo es Gebrauch machen kann vom eigenen schlauen Köpfchen und zu selbstwert-stärkenden Erlebnissen kommen kann. Wie gut fühlt es sich an zu sagen: „Das habe ich allein gemacht!“

Schweigend dazusetzen

Halten wir Momente der Langeweile einfach einmal aus, ohne unser Kind mit unseren Ideenkatalogen einzuwickeln. Schließlich wollen wir keine Konsumenten heranziehen, die sich durch ihre eigene Langweiligkeit langweilen. Vielmehr wünschen wir uns Kinder mit kreativen Köpfen, die lernen zu agieren – anstatt immer nur zu reagieren. Halten wir die Momente aus, setzen uns schweigend dazu und schauen, was die kleinen Leute für sich entdecken.
Langweilen wir uns mal gemeinsam. Dabei kann es auch passieren, dass wir plötzlich über Dinge sprechen und uns gegenseitig erzählen, die nur auftauchen, wenn der Unterhaltungsmodus eben mal ausgeschaltet ist und die innere Unruhe überwunden.

Ihre Johanna Walter

 

 

Geschwister – zusammen in einem Zimmer?

Das Baby ist aus der Stillzeit raus und die große Schwester möchte, dass der kleine Bruder mit im Zimmer schläft.  Halten sich die beiden aber nicht gegenseitig vom Schlafen ab? Was sollte man bei der Zusammenlegung beachten?

Das Wichtigste, was Kinder zum guten Leben brauchen, ist das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, Wärme, Nähe und Vertrauen. Dieses urmenschliche Grundbedürfnis endet gerade nicht mit dem Sonnenuntergang und auch nicht mit der Stillzeit. Wenn es Abend wird und die Nacht heranbricht, dann meldet es sich in besonderer Weise, denn seit Anbeginn der Zeit suchen wir Schutz vor der Dunkelheit.
Auch wenn dieses Bedürfnis in erster Linie von den Eltern gestillt wird, so spielen doch auch Geschwister eine ganz maßgebliche Rolle. Das gemeinsame Schlafen kann dabei ein wichtiger Baustein sein, der meiner Erfahrung nach für alle nur Vorteile mit sich bringt! Die Nächte werden ruhiger. Die Gegenwart des anderen, sein Atmen und das Rascheln der Bettdecke teilen mit, was ein kleiner Mensch besonders nachts dringend wissen muss: Ich bin nicht allein, ich bin Teil dieser Herde. Ich rieche den Duft, der mir vertraut ist, das Dunkle kann mir nichts anhaben, und ich kann getrost schlafen. Selbst im Krankheitsfall hat dieses Zusammenspiel eine außerordentlich beruhigende und entlastende Wirkung.

Bemerkenswert tiefer Schlaf
Natürlich wird am Abend noch ein wenig geflüstert, werden kleine Geheimnisse geteilt, Geschichten erzählt und Ängste besprochen, von denen Eltern gar nichts wissen müssen. Kaum etwas stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl mehr, kaum etwas lässt Geschwister einander näherkommen. Schlafrhythmen passen sich einander an, und recht schnell gehen Zusammenschläfer gemeinsam zu Bett und stehen auch gemeinsam wieder auf. Die Chancen für Eltern, am Wochenende ein Stündchen länger unbehelligt zu bleiben, steigen sprunghaft an, denn man kann sich durchaus ein Weilchen miteinander beschäftigen, ein Hörspiel hören und etwas spielen.
Davon abgesehen sehen auch Vierjährige schon ein, warum es nicht klug wäre, das schlafende Geschwisterkind zu wecken. Gemeinsam kann man Vereinbarungen treffen, was in solchen Fällen zu tun ist, zum Beispiel ruhig den Raum verlassen und anderweitig auf Suche nach Unterhaltung gehen. Umgekehrt haben Kinder, wenn sie denn einmal eingeschlafen sind, einen bemerkenswert tiefen Schlaf. Ein weinendes Baby oder Kleinkind kann aus dem Bettchen genommen werden, ohne dass das Geschwisterkind davon gestört würde.

Private Schatzkiste
So viele Vorteile das Zusammenschlafen von Geschwistern auch bietet, so wichtig sind klare Regeln für das gemeinsame Leben. Bei uns haben sich zum Beispiel Schatzkisten bewährt, in denen persönlichste Besitztümer aufgehoben werden und an die Mitbewohner keinesfalls drangehen dürfen. Es braucht Rückzugsmöglichkeiten und Räume des Privaten. Das Bedürfnis nach Privatsphäre und einem eigenen Raum wächst mit den Jahren und steigenden Alltagsherausforderungen. Mit Eintritt in die weiterführende Schule und dem Anklopfen der Pubertät braucht es nach Möglichkeit ein eigenes Zimmer, sei es noch so klein, und eine Tür, die man fest hinter sich zu machen kann.

Sandra Geissler lebt mit ihrer Familie in Nierstein und bloggt unter 7geisslein.wordpress.com.

Mein Kind (3 Jahre) hört nicht auf Nein!

Mit drei Jahren ist Ihr Kind noch klein. Oft erwarten wir von Kindern in diesem Alter zu viel Kooperation. Besonders das „Hören“ auf Zuruf funktioniert in dieser Phase oft noch nicht. Wenn Kinder sich ein Ziel gesetzt haben (zum Beispiel auf das höchste Klettergerüst auf dem Spielplatz kommen), dann ist der kindliche Fokus genau dort und nicht bei dem, was Sie sagen.
Auch die Gründe für Ihre Verbote kann es selbst noch nicht abschätzen, sodass es ihm noch schwerer fällt, seine Aktivität zu stoppen. Das, was Ihr Kind tut, ist in diesem Moment sehr wichtig für es und es fällt ihm schwer, umzudenken.

Ruhig und sanft
Was Ihr Kind in solchen Momenten wirklich braucht, ist Ihre Begleitung. Wenn Sie beobachten, dass es etwas tut, was es nicht soll, dann gehen Sie zu ihm. Erklären Sie in ruhigen und wenigen Worten, dass das nicht geht. Und wenn Ihr Kind es trotzdem tun möchte, nehmen Sie es sanft aus der Situation. Es ist völlig in Ordnung, ein kleines Kind wegzutragen oder festzuhalten, wenn es dabei ist, sich in Gefahr zu bringen oder andere Dinge zu tun, die nicht gewollt sind.
Es kann sein, dass Ihr Kind dann mit Wut oder Trauer reagiert. Hier ist es wichtig, dass Sie diese Gefühle begleiten und sie ihm nicht übelnehmen. Wenn er jetzt schreit, weint, sich auf den Boden wirft, sie beschimpft oder vielleicht sogar hauen will, dann liegt das daran, dass er in diesem Moment sehr frustriert und sein kleines Nervensystem überfordert ist.

Härte bringt nichts!
Genau deshalb würde auch „mehr Härte“ nichts bringen. Ihr Kind würde den Zusammenhang zwischen einer Strafe und seinem Verhalten gar nicht verstehen, sondern nur mitnehmen, dass Sie etwas für Ihr Kind Unangenehmes tun. Zudem schaden Strafen Ihrer Beziehung zueinander, und Konfliktsituationen verschärfen sie mittelfristig eher, als dass sie sich dadurch lösen lassen.
Ein Gedanke zum Schluss: Die Entwicklungsphase, in der Ihr Kind sich befindet, ist sowohl schön, als auch herausfordernd. Gerade wenn es sehr unternehmungsfreudig und willensstark ist, kann es in dieser Zeit auch anstrengend werden. Das Letzte, was Sie in schwierigen Situationen brauchen, sind Menschen, die Ihnen durch „Ratschläge“ noch mehr Druck aufbürden. Ich möchte Sie ermutigen, solche Sätze zukünftig zu ignorieren und mit Ihrer Aufmerksamkeit ganz bei sich und Ihrem Kind zu bleiben.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit Ihrem Mann und Ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

„Mein Kind hat Angst vor dem Zahnarzt!“

Wenn Ihr Kind sich zweimal am Tag die Zähne gut putzt, ist die wichtigste Basis für die Zahngesundheit gelegt. Sicherlich wäre es gut, wenn der Zahnarzt die Zähne dennoch kontrollieren könnte.
Ich empfehle, sehr geduldig und behutsam den Zahnarztbesuch vorzubereiten und nicht mit Druck oder Zwang zu arbeiten. Folgende Schritte könnten helfen:

> Spielen Sie zu Hause in einem Rollenspiel „Zahnarzt“. Besorgen Sie dazu einen kleinen Mundspiegel, um das Spiel realistischer gestalten zu können, gern auch eine Maske und vielleicht eine OP-Haube. Lassen Sie Ihre Tochter zuerst selbst Arzt spielen, Sie sind die Patientin. Versuchen Sie dann beim nächsten Mal, einen Rollentausch vorzuschlagen. Natürlich sollte bei diesen Spielen alles gut und schmerzfrei ablaufen.

> Lesen Sie Kinderbücher zum Thema vor (z. B. „Conni geht zum Zahnarzt“) und zeigen Sie diese Geschichte als Video (online zu finden).

> Eine langsame Gewöhnung durch ein bis zwei Besuche, bei denen keine Kontrolle bei Ihrem Kind geplant ist, sondern es nur die Räume kennenlernt und beobachtet, kann helfen – vielleicht auch bei einem Termin von Ihnen oder eines anderen Kindes, das es kennt.

> Manchmal wirkt Ablenkung Wunder, etwa wenn das Kind während des Zahnarztbesuchs auf dem Handy einen Clip ansehen darf.

> Kindern fällt es noch schwer, langfristig zu denken und dafür kurzfristig Unangenehmes in Kauf zu nehmen. Da ist es hilfreich, ihnen kleine Motivationsanreize zu schaffen. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, warum der Zahnarztbesuch so wichtig ist und überlegen Sie mit ihr, welche kleine Belohnung ihm helfen würde, seinen Mut zusammenzunehmen.

> Vielleicht kann die Oma, der Onkel oder eine andere vertraute Person, die Ihr Kind noch nie zum Zahnarzt begleitet hat, viel unbefangener mit der Situation umgehen und dadurch mehr Gelassenheit ausstrahlen, weil sie noch nicht selbst erlebt hat, wie schwierig die letzten Besuche waren. Auch Kinder reagieren oft je nach Bezugsperson unterschiedlich. Besprechen Sie aber vorher, wie viel „Ermutigen“ okay ist und wann der Versuch angebrochen werden soll.

> Sollte das alles nicht helfen, könnte auch ein Wechsel des Zahnarztes helfen – vielleicht zu einer Praxis, die auf Angstpatienten spezialisiert ist? Auch hier können die veränderten Bedingungen dem Kind helfen, festgefahrene Muster loszulassen.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin, verheiratet, Mutter von zwei Kindern und als freie Autorin und Elternberaterin tätig (www.elternleben.de).