Kinder brauchen Zutrauen!

Meine Kinderkonzerte stehen unter dem Motto „Mitmach- und Mutmach-Konzerte“. Gerade das „Mutmachen“ ist mir besonders wichtig. Ganz fest soll sich die Botschaft bei meinen kleinen Zuhörern verankern: Du bist etwas Besonderes, ein wertvolles Geschöpf Gottes. Du kannst schon so viel, hast viele Fähigkeiten, auf die du stolz sein kannst. Du wirst noch viele Fähigkeiten in dir entdecken. Und was du jetzt noch nicht kannst, schaffst du vielleicht in ein paar Jahren.

Prägende Jahre

In den ersten Jahren unseres Lebens prägt sich unsere Grundhaltung zu uns selbst und zum Leben. Ich bin davon überzeugt, dass der Grundstock dafür, ob ich ein ängstlicher, unsicherer Erwachsener oder aber ein selbstbewusster, neugieriger, kreativer und positiver Mensch werde, schon in den ersten Lebensjahren gelegt wird. Wenn ich immer wieder hören musste: „Das schaffst du ja doch nicht, lass mich das für dich machen“, dann schleppe ich diese vielen „Neins“ wie Ballast durch mein ganzes Leben. Wenn ich aber erlebt habe, dass meine Mitmenschen und vor allem meine Familie an mich glauben, mir etwas zutrauen und mich bei Schwierigkeiten ermutigen, dann kann ich befreiter und selbstbewusster ins Leben gehen.

Lernen, mit Grenzen umzugehen

Die Kindergartenjahre sind dabei besonders wichtig. Im Kindergarten gibt es noch keinen Leistungsdruck. Ich kann mich ausprobieren, neue Fähigkeiten entdecken. Wenn erst die Schule beginnt, dann steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass ich an meine Grenzen komme, dass ich erkennen muss, ich kann eben doch nicht alles. Diese Hürden zu überwinden und auch mit unseren Grenzen umgehen zu lernen fällt uns viel leichter, wenn wir schon in frühen Jahren ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln konnten.

Geduld statt schneller Hilfe

Auch wenn das in der Theorie gut klingt, ist es in der Praxis oft nicht einfach. Ein Beispiel? Die Eltern holen ihr Kind aus dem Kindergarten ab. Das Kind versucht, sich die Straßenschuhe anzuziehen und selbst eine Schleife zu binden, was sie in der Gruppe gerade geübt haben. Aber es dauert. Da kommt der Kommentar der Eltern: „Nächstes Mal kaufen wir wieder Schuhe mit Klettverschluss, das geht schneller“. Oder „Lass mich das schnell machen!“ Natürlich meinen wir das nicht böse. Wir wollen unserem Kind helfen, aber es sind trotzdem entmutigende „Neins“. Etwas liebevolle Geduld und einige aufmunternde Worte von uns könnten Wunder bewirken.

Unser Sohn hat eine leichte Spastik, die ihn motorisch einschränkt. Wie oft habe ich meinem damals 10-jährigen Sohn das Nutellabrot geschmiert, weil ich die Sauerei vermeiden wollte, die bei seinen eigenen Versuchen entstand. Aber auch wenn er da seine Schwierigkeiten hatte, kann ich ihm ja nicht sein Leben lang Brote schmieren. Ich musste mich stattdessen bemühen, dass er auch allein gut zurechtkommt. Ermutigende Worte, Geduld und vielleicht ein „griffigeres“ Messer hätten meinem Sohn sicher mehr geholfen als mein Versuch, ihm die Schwierigkeiten abzunehmen.

Uwe Lal ist mit seinen Mitmach- und Mutmachkonzerten auf Tour. Passend zum Beitrag finden Sie seinen Titel „Sag bitte nicht, das kann ich nicht“ unter www.uwelal.de/produkt/wir-kindergartenkinder/