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Quality Time mit Kindern

Wenn eine Familie wächst, ist das älteste Kind zunächst einmal zu beglückwünschen! Es darf nun große Schwester oder großer Bruder sein. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie die einzelnen Beziehungen im Familiengeflecht gepflegt werden können. Wie kann man die Mutter-Tochter-, aber auch die Vater-Sohn-Beziehung besonders gestalten und stärken – besonders dann, wenn Geschwister dazukommen? Ist es überhaupt sinnvoll? Und welche Kraft, welches Potenzial oder welcher Sprengstoff liegen speziell in dieser Beziehung?

Potenzial und Sprengstoff
Tatsächlich räume ich persönlich der Pflege unterschiedlicher Familienbeziehungen einen deutlich höheren Stellenwert ein als der Pflege von Fliesenböden und Polstermöbeln. Sie haben sogar oberste Priorität und sind so verschieden wie einzigartig. Jede von ihnen birgt ein besonderes Potenzial, eine ganz eigene Kraft und je nach Lebenslage auch eine gehörige Portion Sprengstoff.
Dabei ist es für mich unerheblich, ob es sich um Mutter-Tochter-, Vater-Tochter-, Vater-Sohn- oder Mutter-Sohn-Konstellationen handelt. Jedes Kind möchte gesehen und wahrgenommen werden. Jede Mischung ist etwas ganz Besonderes und möchte in ihrer Exklusivität gepflegt und gewürdigt werden. Im wuseligen Alltag kann das schon einer Herkulesaufgabe gleichkommen. Manchmal bleiben für die Beziehungspflege nur ein paar Minuten am Abend auf der Bettkante, auf eine Bilderbuchlänge oder zwei, eine Runde Kuscheln, Hinhören und Gedankenaustauschen. Manchmal muss man sich die Zeit einfach nehmen und bewusst einplanen. Gemeinsame Interessen entdecken und pflegen, an denen die anderen nicht so viel Freude haben.

Zeit verschenken
Eine gute Idee und immer lohnend ist das Verschenken gemeinsamer Zeit. Ein Ausflug nur für uns beide, ein Nachmittag nur du und ich. Je mehr es gelingt, diese einzelnen, absolut exklusiven Beziehungsstränge zu pflegen, einander also nicht nur als Familienknäuel wahrzunehmen, desto besser kennen wir einander, entdecken wir Verbindendes und teilen wir Gemeinsamkeiten, die wir mit den anderen nicht haben. Auch die, die wir aufgrund unseres Geschlechtes haben. Die Interessen, die mich mit meinen Töchtern verbinden, sind andere als die, die ich mit meinen Söhnen teile. Über manche Dinge sprechen sie nur mit mir, vor allem jetzt, wo sie älter werden. Genauso, wie es spezielle Vater-Tochter-Themen und Gemeinsamkeiten gibt. Ich kann von meinen Töchtern lernen und sie von mir. Ebenso ergeht es mir mit meinen Söhnen.
Beziehungen jedweder Art sind keine statischen Gebilde. Sie verändern sich, bleiben formbar und im steten Wandel. Mal ist der Vater eine stärkere Bezugsgröße, mal die Mutter, manchmal besetzt eben jeder auch eine spezielle Position. Je nach Alter hat dies sicherlich auch etwas mit dem Geschlecht zu tun. Vor allem aber sind es absolut einzigartige Beziehungen zwischen zwei absolut einzigartigen Menschen.
Ja, ich finde durchaus, dass man als Mutter ein besonderes Augenmerk auf die Beziehung zur eigenen Tochter legen sollte. Genauso wie auf die Beziehungen zu den Söhnen.

Sandra Geissler lebt mit ihrer Familie in Nierstein und bloggt unter 7geisslein.wordpress.com. 

Dieser Text ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.