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„Mama, du bist du früh!“

Wer sein Kind vom Kindergarten abholt, hat vielleicht schon erlebt, dass der Nachwuchs nicht mitkommen, sondern lieber weiterspielen wollte. „Mama, du bist zu früh!“ oder ein protestierendes „Ich will noch nicht nach Hause!“ sind dann zu hören. Manche Kinder brechen auch zusammen und weinen und bekommen vor Emotionen kein Wort heraus. Was auch immer in diesem Moment in dir als Elternteil vorgeht, lass dir eins gesagt sein: Diese Reaktionen sind normal. Ich erlebe es täglich und kann dir sagen, dass es vielen Eltern so geht.
Lass uns gemeinsam beleuchten, was beim Abholen aus der Kita passiert und was du beachten kannst, damit der Abschied aus der Betreuung zufriedenstellend für alle Beteiligten wird.

Was geht in dem Kind vor?
Dein Kind hat einige Stunden in der Kita verbracht. Es hat sich an Regeln gehalten, Konflikte gelöst, mit verschiedensten Menschen gesprochen, kooperiert und alles in allem viel erlebt.
Gerade hat es sich einer Tätigkeit gewidmet, als du in die Tür kommst. Es ist mitten in seinem Tun. Das, was dein Kind im Gegensatz zu dir noch nicht kann, ist, sich schnell auf eine neue Situation einzustellen. Kitakinder haben noch kein ausgeprägtes Zeitgefühl und reagieren hin und wieder mit für uns unpassend wirkenden Reaktionen.

Es gibt ein Paar Kniffe, die das Abholen aus der Kita angenehmer gestalten können:
1. Sorge für dich und deine Bedürfnisse!
Du bist gestresst und in Eile? Sorge für einen Moment zum Durchatmen vor der Kita. Du bist hungrig? Sorge für einen Snack im Auto. Es macht einen großen Unterschied und sorgt für mehr Geduld.

 2. Tauche in das Tun deines Kindes ein!
„Was machst du denn da?“, „Das sieht aber bunt aus!“, „Da hast du dir aber Mühe gegeben“, „Wie hast du es geschafft, einen so hohen Turm zu bauen?“ – mit solchen Sätzen fühlt sich dein Kind gesehen und in seinem Tun wertgeschätzt. Erfahrungsgemäß lässt sich ein Kind mit dieser Haltung schneller aus seinem Spiel herausholen als mit rationalen Argumenten oder dem Versprechen einer Belohnung zu Hause.

3. Berücksichtige die Bedürfnisse deines Kindes und bleibe gleichzeitig bei deinem Plan!
Es geht nicht darum, mehr Zeit für das Abholen des Kindes einzuplanen, sondern um einen sanften Übergang. Es darf seine Tätigkeit in Ruhe zu beenden – mit deiner Hilfe. Wenn du möchtest, auf spielerische Art. Vielleicht hilft eine Vereinbarung: „Noch einmal Farbe nachnehmen“. Überlege, wo sein Kunstwerk platziert werden kann, sodass es dies morgen wiederfindet. Bleibe klar und bewege es zum Gehen. Ist es heute an der Zeit, ihm beim Händewaschen und anziehen zu helfen, obwohl es dein Kind schon kann?
Wenn du merkst, dass dein Kind missmutig ist und nicht mitmöchte, beziehe es nicht auf dich.
Es liegt nicht an dir. Es war gerade in sein Spiel vertieft. Du darfst den Übergang liebevoll begleiten.

Pia Tober ist Erzieherin mit Leidenschaft und beschäftigt sich auch nach ihrem Feierabend mit den Themen von Kindern und ihren Familien.

Der Text ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Ab in den Kindergarten – aber welchen?

„Generell sollte die Suche nach einem Kitaplatz so früh wie möglich beginnen“, rät Nadine Jung vom Landkreis Gießen mit Blick auf die Wartelisten, die in manchen Städten und Regionen sehr lang sein können. Einen Überblick über die jeweilige Platzsituation kann die Gemeinde- und Stadtverwaltung im Wohnort geben, die gleichzeitig auch Träger vieler Kitas ist.

Dort oder auf der Homepage der Kitas sind erste Informationen zu pädagogischen Ansätzen, Räumlichkeiten, Gruppengrößen und Konzeptionen zu finden. So können sich Eltern einen ersten Eindruck verschaffen und entscheiden, was zu den persönlichen Vorstellungen passt. Dies ist individuell verschieden und variiert von der örtlichen Distanz über den Betreuungsschlüssel, also wie viele Erzieherinnen im Kindergarten wie viele Kinder betreuen, bis hin zum Betreuungskonzept, das in der Einrichtung angewandt wird.

Offen, teiloffen und geschlossen?

Die Konzepte in den Kindergärten variieren zwischen offen, teiloffen und geschlossen. In einer geschlossenen Gruppenarbeit wird ein Kind einer Gruppe mit festen Erzieherinnen zugeteilt. In dieser halten sich die Kinder während des gesamten Kindergartentages auf. Nur am Rande, beim gemeinsamen Spiel auf dem Kindergartenspielplatz oder bei Festen, gibt es Kontakt zu den Kindern der anderen Gruppen.

Beim teiloffenen Konzept sind die Kinder nur am Tagesbeginn und -ende in ihrer Stammgruppe. Nach einem gemeinsamen Start werden die anderen Gruppen für die Kinder geöffnet und sind für alle Kinder frei zugänglich. Ganz auf Gruppen verzichtet wird in Kindergärten mit offenem Konzept. Die Räume, die den Kindern zur Verfügung stehen, sind themenorientiert. Es gibt zum Beispiel einen Kreativraum, einen Bewegungsraum oder Rückzugs- und Ruheraum. Die Kinder können frei wählen, mit wem sie wann welchen Aktivitäten nachgehen möchten.

Menschenbilder sind verschieden

In Deutschland wird ein Drittel aller Kindergärten von den Städten und Kreisen getragen. Der größte Teil der Einrichtungen wird von freien Trägern wie Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen oder Elterninitiativen geleitet. In der Schweiz sind rund 90 Prozent aller Kitas als Verein, GmbH, Stiftung oder Betriebskita privat organisiert und werden zu durchschnittlich zwei Dritteln durch Elternbeiträge finanziert. Dadurch sind die Betreuungskosten deutlich höher als in Deutschland.

In Deutschland wie in der Schweiz prägt der jeweilige Träger das der Einrichtung zugrunde liegende Menschenbild und kann humanistischer, christlicher, anthroposophischer oder anderer Natur sein. Das christliche Menschenbild wird vor allem in Kindergärten gelebt, die in kirchlicher Trägerschaft sind. Es gibt evangelische und katholische, aber auch freie Bekenntniskindergärten, die sich etwa im Verband Evangelischer Bekenntnisschulen und Kitas (VEBS) zusammengeschlossen haben. Christlichen Kindergärten gemein ist, dass die Kinder entsprechend dem christlichen Weltbild erzogen werden. Nächstenliebe und die Gebote Gottes sowie seine Liebe zu den Menschen stehen im Fokus. Wie diese Werte konkret im Kita-Alltag gelebt werden und welche Rolle christliche Elemente spielen, kann im Gespräch mit der Leitung oder direkt mit den Erzieherinnen geklärt werden.

Ruth Korte ist zweifache Mutter aus Gießen, arbeitet als freie Redakteurin bei Family und hat in ihrem früheren Leben Erzieherin gelernt.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

 

 

Streit im Kindergarten

Steit im Kindergarten – das kommt immer mal vor. Meistens handelt es sich dabei um Lappalien wie, dass beide zur gleichen Zeit dasselbe Spielzeug haben oder in dieselbe Rolle schlüpfen wollen. Für manche Kinder hat das aber zur Folge, dass sie manchmal gar nicht mehr in den Kindergarten gehen möchten. Wenn es so weit kommt, ist es wichtig, dass die Gefühle des Kindes ernst genommen werden. Es mag sein, dass ein Streit um dasselbe Spielzeug oder die Frage danach, wer welche Rolle im gemeinsamen Spiel haben darf, für Erwachsene nach einer Lappalie klingt. Für Kinder in diesem Alter sind solche Fragen aber sehr wichtig.

Miteinander spielen und interagieren ist ja die Hauptaufgabe unserer Kinder im Kindergarten. Außerdem verbringen sie dort einen großen Teil ihres Tages. Wenn es immer wieder zu Konflikten kommt, dann ist es normal, dass das Kind wenig Lust hat, sich dieser Situation auszusetzen.

Unterlegen oder stärker?

Ein Gespräch mit den Erzieherinnen zu suchen und etwas mehr über die Streitereien in Erfahrung zu bringen, kann hilfreich sein: Interessant wäre zu wissen, wie die Auseinandersetzungen ablaufen. Finden die beiden Streithähne gemeinsam Kompromisse oder gibt es ein Ungleichgewicht bei der Frage, wer zurückstecken muss? Welche Rolle nehmen die Erzieherinnen in diesen Konflikten ein? Wie wird zwischen den Kindern vermittelt? Welche anderen Spieloptionen hat das Kind im Kindergarten, wenn das Zusammensein mit bestimmten Kindern so schwierig ist?

Es kann zum Beispiel sein, dass es dem Kind schwerer fällt, seinen Standpunkt zu vertreten, weil andere Kinder besser in der Lage sind zu argumentieren. Die Spanne der sprachlichen Fähigkeiten geht in diesem Alter ja weit auseinander. Gerade deshalb werden Konflikte oft auch noch körperlich ausgetragen, was entweder dazu führt, dass einzelne Kinder sich häufig unterlegen fühlen oder aber, dass sie die stärkeren sind und deswegen häufiger geschimpft oder bestraft werden. In diesem Fall wäre gar nicht der Streit das eigentliche Problem, sondern die Reaktionen der Erwachsenen.

Zu Hause üben

Bei Konflikten zwischen Kindern in diesem Alter geht es ja immer auch um das Erlernen von Verhandeln und von Kompromissbereitschaft. Beides können Sie gut mit Ihrem Kind zu Hause üben. Wenn Sie beide unterschiedlicher Meinung über Dinge im Familienalltag sind, ermutigen Sie Ihren Nachwuchs ruhig einmal, seinen Standpunkt auszudrücken und schenken Sie ihm Gehör. Gerade bei Dingen, die Ihnen nicht ganz so wichtig sind, lassen Sie das Kind auch einmal die Erfahrung machen, dass seine Worte etwas bewirken können.

Ebenso können Sie Situationen, die im Kindergarten mit anderen Kindern auftreten, zu Hause nachbesprechen. Und Sie können zusammen überlegen, welche Kompromisse Ihnen zu den jeweiligen Themen einfallen. So bekommt Ihr Kind Lösungsideen, auf die es im Kindergarten zurückgreifen kann.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen.

Der Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.