Streit im Kindergarten

Steit im Kindergarten – das kommt immer mal vor. Meistens handelt es sich dabei um Lappalien wie, dass beide zur gleichen Zeit dasselbe Spielzeug haben oder in dieselbe Rolle schlüpfen wollen. Für manche Kinder hat das aber zur Folge, dass sie manchmal gar nicht mehr in den Kindergarten gehen möchten. Wenn es so weit kommt, ist es wichtig, dass die Gefühle des Kindes ernst genommen werden. Es mag sein, dass ein Streit um dasselbe Spielzeug oder die Frage danach, wer welche Rolle im gemeinsamen Spiel haben darf, für Erwachsene nach einer Lappalie klingt. Für Kinder in diesem Alter sind solche Fragen aber sehr wichtig.

Miteinander spielen und interagieren ist ja die Hauptaufgabe unserer Kinder im Kindergarten. Außerdem verbringen sie dort einen großen Teil ihres Tages. Wenn es immer wieder zu Konflikten kommt, dann ist es normal, dass das Kind wenig Lust hat, sich dieser Situation auszusetzen.

Unterlegen oder stärker?

Ein Gespräch mit den Erzieherinnen zu suchen und etwas mehr über die Streitereien in Erfahrung zu bringen, kann hilfreich sein: Interessant wäre zu wissen, wie die Auseinandersetzungen ablaufen. Finden die beiden Streithähne gemeinsam Kompromisse oder gibt es ein Ungleichgewicht bei der Frage, wer zurückstecken muss? Welche Rolle nehmen die Erzieherinnen in diesen Konflikten ein? Wie wird zwischen den Kindern vermittelt? Welche anderen Spieloptionen hat das Kind im Kindergarten, wenn das Zusammensein mit bestimmten Kindern so schwierig ist?

Es kann zum Beispiel sein, dass es dem Kind schwerer fällt, seinen Standpunkt zu vertreten, weil andere Kinder besser in der Lage sind zu argumentieren. Die Spanne der sprachlichen Fähigkeiten geht in diesem Alter ja weit auseinander. Gerade deshalb werden Konflikte oft auch noch körperlich ausgetragen, was entweder dazu führt, dass einzelne Kinder sich häufig unterlegen fühlen oder aber, dass sie die stärkeren sind und deswegen häufiger geschimpft oder bestraft werden. In diesem Fall wäre gar nicht der Streit das eigentliche Problem, sondern die Reaktionen der Erwachsenen.

Zu Hause üben

Bei Konflikten zwischen Kindern in diesem Alter geht es ja immer auch um das Erlernen von Verhandeln und von Kompromissbereitschaft. Beides können Sie gut mit Ihrem Kind zu Hause üben. Wenn Sie beide unterschiedlicher Meinung über Dinge im Familienalltag sind, ermutigen Sie Ihren Nachwuchs ruhig einmal, seinen Standpunkt auszudrücken und schenken Sie ihm Gehör. Gerade bei Dingen, die Ihnen nicht ganz so wichtig sind, lassen Sie das Kind auch einmal die Erfahrung machen, dass seine Worte etwas bewirken können.

Ebenso können Sie Situationen, die im Kindergarten mit anderen Kindern auftreten, zu Hause nachbesprechen. Und Sie können zusammen überlegen, welche Kompromisse Ihnen zu den jeweiligen Themen einfallen. So bekommt Ihr Kind Lösungsideen, auf die es im Kindergarten zurückgreifen kann.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen.

Der Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Bibel-Kreativ-Tipp: Ein Auftrag und Versprechen für Mose

Mose am Dornbusch: Hintergrund

In der Ausgabe 5/22 von Family FIPS geht es um die Geschichte von Mose, der aus Ägypten geflohen ist und als Schafhirte in der Wüste einen brennenden Dornbusch sieht. Der Dornbusch verbrennt nicht in den Flammen und für Mose wird deutlich: Hier nähert er sich der Gegenwart Gottes. Mose zieht aus Respekt seine Schuhe aus und bekommt einen Auftrag von Gott. Gleichzeit versichert ihm Gott, dass er Mose stets begleiten wird.

 

Bild: Katrin Grieco

Mose und der Dornbusch: Windlicht basteln

Mose hütet Schafe, als er den Dornbusch aus der Ferne sieht. Für ein Dornbusch-Windlicht benötigen Sie

  • Gläser
  • Seidenpapier
  • Scheren
  • Klebestifte
  • einen schwarzen Glasmalstift oder Tonpapier
  • ein künstliches Teelicht

 

Bekleben Sie die Gläser von innen mit Seidenpapier. Gestalten Sie mit dem Tonpapier oder den Stiften Äste und Zweige und verzieren das Glas damit von außen. Der „Busch“ scheint mit einem Licht im Glasinneren zu brennen, aber verbrennt doch nicht.

 

Mose zieht seine Schuhe aus: Sandalen basteln

Mose erfährt von seinem großen Auftrag vor dem brennenden Dornbusch. Doch als erstes fordert Gott ihn dazu auf, aus Ehrfurcht seine Schuhe auszuziehen. Basteln Sie mit den Kindern eigenen Mose-Sandalen, um die Geschichte zu vertiefen und mit den Kindern erlebbar zu machen.

Für Moosgummi-Sandalen brauchen Sie je nach Schuhgröße

  • pro Fuß eine Din-A4-Moosgummiplatte
  • pro Schuh eine Musterbeutelklammer
  • Scheren
  • evtl. Verziermaterial und Klebestifte

Zeichnen Sie für einen Schuh aus Moosgummi um den Fuß des Kindes. So erhalten Sie die benötigte Breite und Länge der Sohle. Die Querlaschen werden so breit gezeichnet, dass sie beim Überlappen bequem getragen werden können und mit der Schere ein Loch für die Musterbeutelklammer gebohrt werden kann, um die Sandale zu schließen. Nun können Sie die Geschichte nachspielen.

 

Spiel: Gottes Auftrag für Mose

Gott versichert Mose, dass er das Leid gesehen hat, was das Volk Israel in Ägypten erdulden muss. Mose erhält die große Aufgabe von Gott, sein Volk zu retten und es aus Ägypten herauszuführen. Dazu muss Mose genau hinhören.

Für dieses Spiel benötigen Sie eine Glocke oder Pfeife und eine Möglichkeit, die Augen zu verbinden. Das Kind mit den verschlossenen Augen muss sich durch den Raum bewegen und genau hinhören. Kann es rausfinden, von woher das Geräusch kommt, das von den anderen Familienmitgliedern mit der Glocke oder Pfeife erzeugt wird?

 

Gespräch: Ein Versprechen für Mose

Wie Mose auf seinen Auftrag reagiert? Er lehnt zunächst ab. Zu groß scheint ihm die Aufgabe, zu klein sein eigenes Können. Wie gut zu wissen: bei Mose lief auch nicht alles nach Plan. Vielleicht in seinem kleinsten Moment, als normaler und unbedeutender Schafhirte, bekommt er den größten Auftrag. Gott arbeitet mit dem kleinen und schwachen Menschen Mose zusammen, um sein Volk zu retten und Gottes Größe zu zeigen. Und dafür bekommt Mose ein Versprechen Gottes, das ich auch Ihnen wünsche. Gott verspricht: „Ich werde mir dir sein“ (2. Mose 3,12 Neues Leben. Die Bibel)

Ich wünsche Ihren Kindern und Ihnen das Erleben und die Gewissheit: Gott wird mit mir sein! So, wie er es auch damals Mose an diesem Dornbusch versprochen hat.

Katrin Grieco ist Sozialpädagogin und Kinderbuchautorin für bunte Geschichten mit rotem Faden. Sie liebt es, biblische Geschichten für Kinder lebendig werden zu lassen, wie in ihrem Buch „Von Fröschen und Pharaonen und der wundervollen Erkenntnis, eine Plage zu sein.“ (Saatkorn-Verlag)

 

Bibel-Kreativ-Tipp: Mose – Baby in Gefahr

Mose im Schilf: Hintergrund
In der Ausgabe 4/22 von Family FIPS geht es um die Geschichte des kleinen Baby Mose, der von seiner verzweifelten Mutter in einem kleinen Korb im Nil ausgesetzt wird. Die Mutter möchte ihr Kind vor den grausamen Regeln des ägyptischen Pharaos retten. Ausgerechnet die Tochter des Pharaos findet das Baby im Schilf. Mose wird am Hof des Pharaos sicher aufwachsen und darf weiter von seiner Mutter gestillt werden.
Ich bin sprachlos, wenn ich an die Sorgen, aber auch an den Mut dieser israelitischen Mutter denke. Und ich bin beeindruckt angesichts der Fürsorge Gottes, um genau diesen kleinen Jungen zu beschützen.

Mose im Schilf: Körbchen
Um die Geschichte zu vertiefen und mit den Kindern erlebbar zu machen, können Sie Körbchen aus Moosgummistreifen weben. Moosgummi lässt sich auch mit den kleinsten Kinderhänden wunderbar weich schneiden und mit etwas Hilfe weben.
1. Zunächst werden einige Streifen für den Boden gelegt und gewebt. Damit sie nicht verrutschen, können sie mit Klebeband am Tisch fixiert werden.
2. Nach den ersten drei bis vier Streifen für den Boden werden sie vom Tisch gelöst und aufgerichtet, um sie für den Rand rings um das Körbchen herumzuweben.
3. Klebestreifen halten die einzelnen Stränge zusammen und das Körbchen kann im Waschbecken oder einem nahegelegenen Bach schwimmen. Gemeinsam können Sie auch kleine Gegenstände in das Körbchen legen, die gerettet werden sollen!

Mose im Schilf: Geschichte

Um die Geschichte nachzuspielen, wird ein Muffinförmchen aus Papier zum Körbchen, Streifen von blauem Krepppapier werden zum Wasser des Nils und aus grünem Papier werden Kinderhände umrahmt, ausgeschnitten, und auf einen Pappuntergrund geklebt, um als Schilf am Flussufer zu dienen, in dem sich die Schwester von Mose verstecken und alles beobachten konnte. Nun können Sie mit den Kindern ein gemaltes Baby in das Förmchen gelegt und rettend wieder herausgeholt werden.

Mose im Schilf: Ägyptischer Halsschmuck
Mose wird in seinem Versteck von der Tochter des Pharaos gefunden und darf am Hof aufwachsen. Passend dazu können Sie Pappteller in ägyptischen Halsketten verwandeln.
Alles was Sie brauchen sind
• Pappteller
• Scheren
• Stifte
• Glitzerklebestifte, Glitzersteinchen und Klebestifte
Vielleicht wollen Sie in Ihren neuen Halsketten noch getrocknete Datteln kosten oder Granatapfelkerne probieren? Sie könnten auch Fladenbrot backen und mit gerösteten Zwiebeln ägyptisch genießen und die Rettung von Mose feiern.

Ich wünsche Ihren Kindern und Ihnen das Erleben: Gott sieht und schützt Sie und die Kinder!

Katrin Grieco ist Sozialpädagogin und Kinderbuchautorin für bunte Geschichten mit rotem Faden. Sie liebt es, biblische Geschichten für Kinder lebendig werden zu lassen, wie in ihrem Buch „Von Fröschen und Pharaonen und der wundervollen Erkenntnis, eine Plage zu sein.“  (Saatkorn-Verlag)

Kleinkinder und Medien – eine Balance finden

Victoria Hellberg von der Landesanstalt für Medien NRW erklärt im Interview, wie für Kleinkinder und deren Eltern der Einstieg in die digitale Welt gelingt.

Addiert man die Zahlen der miniKIM-Studie 2020, beträgt die geschätzte tägliche Nutzungsdauer verschiedener Medien ohne Bücher durch Kleinkinder 112 Minuten. Wie viel Medienkonsum würden Sie empfehlen?
Victoria Hellberg: Bei den Zwei- bis Dreijährigen empfehlen wir maximal zehn Minuten am Tag. Für Kinder in diesem Alter ist das alles neu und aufregend, und das Gesehene muss erstmal verarbeitet werden. Bei den Vier- bis Sechsjährigen sollten es maximal 30 Minuten am Tag sein, aber nicht täglich. Das sind nur Richtwerte, die individuell an jedes Kind angepasst werden können.

Wie gelingt der Einstieg in die digitale Welt?
Am besten Schritt für Schritt und gemeinsam mit den Eltern. Kleinkinder ganz davor zu bewahren, funktioniert nicht. Kinder wachsen von Beginn an in einer medialen Umwelt auf. Deshalb sollten Eltern altersgerechte Medien aussuchen und Interesse für die Reaktion des Kindes zeigen. Auf keinen Fall sollten sie ihr Kind allein mit den Medien lassen.

Wie gewährleisten Eltern, dass ihre Kinder altersgerechte Inhalte konsumieren?
Es gibt viele Angebote, um sich vorab über Inhalte zu informieren. Beim Fernsehen ist das die Programmberatung „Flimmo“. Wenn es um kindgerechte Internetseiten geht, dann ist „Seitenstark“ zu empfehlen und über Apps können sich Eltern beim „Internet ABC“ informieren.

Wie lernen die Kinder Medienkompetenz?
Kleinkinder lernen, indem sie ihre Vorbilder nachahmen. Wenn die Eltern sich gemeinsam mit den Kindern den digitalen Medien annähern, tragen sie viel dazu bei, dass ihre Kinder medienkompetent werden und lernen, Medien selbstbestimmt zu nutzen. Außerdem ist es wichtig, dass Eltern begründen, warum die Kinder zum Beispiel eine Serie nicht schauen dürfen.

Wie können Eltern gute Vorbilder sein?
Eltern sollten ihren eigenen Medienkonsum kritisch hinterfragen. Wenn ich möchte, dass beim Abendessen der Esstisch für mein Kind eine handyfreie Zone ist, dann muss er das auch für mich sein. Eltern sollten auch reflektieren, was sie ihrem Kind vermitteln, wenn es malt und sie danebensitzen und die ganze Zeit mit dem Smartphone beschäftigt sind. Es sollte ein guter Mittelweg gefunden werden.

Wann ist ein Kind bereit, den Fernseher oder ein Smartphone zu nutzen?
Der Fernseher und kurze Kindergeschichten auf YouTube sind ein guter Einstieg für Kinder in das Thema Bildschirmmedien. Kurze Episoden können sie gut verarbeiten, wenn die Eltern sich anschließend aktiv mit ihnen darüber austauschen. Ein Smartphone mit Internetzugang ist erst ab zwölf Jahren zu empfehlen. Gerade bei Kleinkindern kann man das Smartphone aber bereits nutzen, um zusammen Fotos anzuschauen oder mit den Großeltern zu facetimen.

Interview: Pascal Alius

Dieses Interview ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Hilfreiche Websites:
www.internet-abc.de
www.flimmo.de
www.fragzebra.de
www.klicksafe.de
www.schau-hin.info
www.familieundmedien-nrw.de

Kreativ in der Osterzeit: Das Freundschaft-Erinnerungsfest

Freundschafts-Erinnerungs-Fest: Hintergrund
Wenn ich meine Jüngste zum Kindergarten gebracht habe, bot mir nicht selten dieses Bild: Zeitgleich kam ihre beste Freundin die Straße entlang, beide rannten los und flogen sich in die Arme. Wie gut würde es uns heute – auch als Große – tun, auf Freunde zuzurennen und einander zu umarmen.
Auch in den Ereignissen rund um Ostern geht es um Freundschaft – es ist auch die Geschichte von Petrus und seinem Freund Jesus. Petrus hatte viel mit Jesus erlebt und immer wieder versichert, dass nichts und niemand ihre Freundschaft zerstören könne.
Und dann wird Jesus verhaftet und Petrus behauptet drei Mal, er würde Jesus nicht kennen und sie wären nie Freunde gewesen. Was er daraufhin hört, ist ein krähender Hahn. Dieses Hahnenkrähen hatte Jesus ihm schon vorausgesagt. Doch Jesus verzeiht später seinem Freund den Verrat. Ostern ist für mich also auch ein Fest der Freundschaft!

Freundschafts-Erinnerungs-Fest: Blumenschmuck
Auf jeden Fall eignen sich gelb leuchtende Osterglocken und Tulpen als Blumenschmuck im Haus. Und eine Bodenvase mit Zweigen. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann sehe ich sattgelbe Forsythienzweige und zartrosafarbene Kirschblüten. Nach den tristen und grauen Farben der Wintermonate sind das für mich richtige Frühlingshoffnungsboten, die bunt und fröhlich sind.

Freundschafts-Erinnerungs-Fest: Festtafel-Dekoration
Für die festliche Tafel kleben wir einen Hahnenserviettenhalter aus Toilettenpapierrollen. Dafür wird eine Rolle halbiert die eine Hälfte eingeschnitten, um einen kleineren Kopf auf den dickeren Bauch setzen zu können. Aus Pappe kleben wir noch einen kleinen Schnabel auf, malen dem Hahn Augen und kleben aus Federn einen fantasievollen Hahnenkamm auf den Kopf. Serviette rein – und fertig. Wir gingen mit den Serviettenhaltern direkt in Serie, um kleine Geschenke für unsere Freunde zu kleben.

Freundschafts-Erinnerungs-Fest: Süße Hähne
Das Rezept bekam ich im ersten Kindergarten meiner Tochter und ich backe es noch heute gerne. Sie benötigen dafür:
250 g Magerquark
9 EL Öl
9 EL Milch
120 g Zucker
1½ Päckchen Vanillezucker
1½ Päckchen Backpulver
450 g Mehl
Zuerst werden Quark, Öl, Milch, Zucker und Vanillezucker verrührt Anschließend werden portionsweise Mehl und Backpulver untergeknetet. Den Teig nicht zu dünn ausrollen, Hähne ausstechen und im vorgeheizten Ofen bei 175 Grad 15 Minuten backen.

Ich wünsche Ihnen für diese Osterzeit ein hoffnungsvolles und kreatives Freundschafts-Erinnerungs-Fest!

Katrin Grieco ist Sozialpädagogin und Kinderbuchautorin für bunte Geschichten mit rotem Faden. Sie liebt es, biblische Geschichten für Kinder lebendig werden zu lassen, wie in ihrem Buch „Wenn Frösche Feste feiern“.

„Das schaffst du doch mit links!“ Linke Hand – rechte Hand

Ein Interview mit der Psychotherapeutin Dr. Johanna Barbara Sattler zu der Frage, ob Kinder, die mit der linken Hand malen, essen und basteln, dies genauso geschickt können wie ihre rechtshändigen Freundinnen und Freunde.

Ab welchem Alter können Eltern erkennen, ob ihr Kind Rechts- oder Linkshänder ist?

Bei manchen Kindern sieht man es schon sehr früh. Bei den meisten klärt es sich bis zum Alter von drei bis vier Jahren. Wenn es bei einem Vierjährigen noch nicht klar ist, sollte man mit dem Kinderarzt sprechen, was die Gründe dafür sein könnten. Bei diesen Kindern gibt es manchmal auch motorische Probleme oder Auffälligkeiten. Dann ist es sinnvoll, therapeutisch einzugreifen.

Manche Eltern, deren Kind häufig die linke Hand benutzt, hoffen, „dass sich das noch gibt“. Ist diese Hoffnung berechtigt?

Bei Linkshändern ist die gegenüberliegende, also die rechte Gehirnhälfte motorisch dominant, sie gibt die stärkeren Signale. Eltern sollten nicht versuchen, das Kind zur Benutzung der rechten Hand anzuregen oder es gar umzuschulen. Denn wenn ein Kind in die falsche Händigkeit kommt, kann das negative Auswirkungen haben wie Konzentrationsstörungen oder Lernschwierigkeiten. Deshalb sollten Eltern nicht versuchen, das Kind zu beeinflussen. Wenn die Händigkeit unklar ist, sollten sie zum Beispiel das Besteck mittig in den Teller legen und dem Kind die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, welche Hand es nimmt.

Und wenn Eltern sicher sind, dass das Kind ein Linkshänder ist?

Dann sollten sie das Glas oder Besteck auf die linke Seite legen oder stellen. Damit verhindern sie, dass das Glas umfällt oder dass der Ärmel immer durch die Suppe geht. Außerdem sollten sie rechtzeitig auf eine lockere Mal- und Schreibhaltung bei ihrem Kind achten. So helfen sie dem Kind, dass es später nicht über das gerade Geschriebene wischt und dass es den Text gut lesen kann und nicht mit der Hand verdeckt. Dazu gibt es für linkshändige Kinder auch vorbereitende Kindergruppen, die seit der Coronapandemie auch online angeboten werden.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Linkshänder und Linksfüßer?

Was wir mit den Händen und was wir mit den Füßen tun, ist grundlegend unterschiedlich. Füße brauchen Gleichgewicht. Um mit einem Bein zu schießen, muss man auf dem anderen Bein gut stehen können. Deshalb kommt es oft vor, dass ein Kind, das eigentlich linkshändig ist, mit dem rechten Fuß schießt – und umgekehrt.

Sollten Eltern die ErzieherInnen im Kindergarten auf die Linkshändigkeit hinweisen?

Ich würde nachfragen, wie sie mit Linkshändern umgehen und ob sie Linkshänder-Scheren haben. Es ist auch wichtig, dass das Kind beim Essen und Basteln nicht rechts von einem Rechtshänder sitzt, sonst kommen sich die beiden in die Quere.

Interview: Bettina Wendland

Dr. Johanna Barbara Sattler leitet die erste deutsche Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder.

Dieser Beitrag ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Medientipps
www.linkshaender-beratung.de
Mein Linkshänder-Starterset (Auer Verlag): Die Box enthält Anspitzer, Schere, Stifte-Grips, Schreibtischvorlage und Elefantenrüssel als Abstandhalter für das Schreibenlernen in der Kita sowie ein Heft mit Infos zur Linkshändigkeit.
J. B. Sattler: Schreibvorübungen für Linkshänder mit Jobasa (Auer Verlag): Das Buch hilft linkshändigen Vorschulkindern, eine lockere Schreibhaltung zu entwickeln.

Warum Langeweile für unsere Kinder wichtig ist

Alle Eltern haben ihn schon einmal gehört. Den Satz, der wie zu lange gekautes, zähes Kaugummi klingt: „Mir ist laaangweilig.“ Was kann ich tun, wenn mein Kind mir immer wieder an den Beinen hängt und scheinbar nichts mit sich anfangen kann?
Warum sich quälen? Langweile ist doch eigentlich wunderbar, oder? Als Eltern würden wir uns diesen Zustand manchmal herbeiwünschen. Doch das Kind empfindet eine unangenehme innere Unruhe. Dieser innere Zustand kann auch als ein Austarieren zwischen Konsumieren von externen Reizen und dem eigenen kreativen Ideenreichtum betrachtet werden.

Anregung von Außen

Wenn Kinder es gewohnt sind, im Kindergarten, von älteren Geschwistern oder den Eltern beschäftigt zu werden, dann fehlt ihnen im Zustand der Langeweile genau diese externe Anregung. Doch wie wichtig für die kindliche Entwicklung sind Zeiten ohne Input von Außen, in denen das Kind eigene Ideen entwickeln kann. Gönnen wir unserem Kind diese Zeiten, wo es Gebrauch machen kann vom eigenen schlauen Köpfchen und zu selbstwert-stärkenden Erlebnissen kommen kann. Wie gut fühlt es sich an zu sagen: „Das habe ich allein gemacht!“

Schweigend dazusetzen

Halten wir Momente der Langeweile einfach einmal aus, ohne unser Kind mit unseren Ideenkatalogen einzuwickeln. Schließlich wollen wir keine Konsumenten heranziehen, die sich durch ihre eigene Langweiligkeit langweilen. Vielmehr wünschen wir uns Kinder mit kreativen Köpfen, die lernen zu agieren – anstatt immer nur zu reagieren. Halten wir die Momente aus, setzen uns schweigend dazu und schauen, was die kleinen Leute für sich entdecken.
Langweilen wir uns mal gemeinsam. Dabei kann es auch passieren, dass wir plötzlich über Dinge sprechen und uns gegenseitig erzählen, die nur auftauchen, wenn der Unterhaltungsmodus eben mal ausgeschaltet ist und die innere Unruhe überwunden.

Ihre Johanna Walter

 

 

Geschwister – zusammen in einem Zimmer?

Das Baby ist aus der Stillzeit raus und die große Schwester möchte, dass der kleine Bruder mit im Zimmer schläft.  Halten sich die beiden aber nicht gegenseitig vom Schlafen ab? Was sollte man bei der Zusammenlegung beachten?

Das Wichtigste, was Kinder zum guten Leben brauchen, ist das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, Wärme, Nähe und Vertrauen. Dieses urmenschliche Grundbedürfnis endet gerade nicht mit dem Sonnenuntergang und auch nicht mit der Stillzeit. Wenn es Abend wird und die Nacht heranbricht, dann meldet es sich in besonderer Weise, denn seit Anbeginn der Zeit suchen wir Schutz vor der Dunkelheit.
Auch wenn dieses Bedürfnis in erster Linie von den Eltern gestillt wird, so spielen doch auch Geschwister eine ganz maßgebliche Rolle. Das gemeinsame Schlafen kann dabei ein wichtiger Baustein sein, der meiner Erfahrung nach für alle nur Vorteile mit sich bringt! Die Nächte werden ruhiger. Die Gegenwart des anderen, sein Atmen und das Rascheln der Bettdecke teilen mit, was ein kleiner Mensch besonders nachts dringend wissen muss: Ich bin nicht allein, ich bin Teil dieser Herde. Ich rieche den Duft, der mir vertraut ist, das Dunkle kann mir nichts anhaben, und ich kann getrost schlafen. Selbst im Krankheitsfall hat dieses Zusammenspiel eine außerordentlich beruhigende und entlastende Wirkung.

Bemerkenswert tiefer Schlaf
Natürlich wird am Abend noch ein wenig geflüstert, werden kleine Geheimnisse geteilt, Geschichten erzählt und Ängste besprochen, von denen Eltern gar nichts wissen müssen. Kaum etwas stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl mehr, kaum etwas lässt Geschwister einander näherkommen. Schlafrhythmen passen sich einander an, und recht schnell gehen Zusammenschläfer gemeinsam zu Bett und stehen auch gemeinsam wieder auf. Die Chancen für Eltern, am Wochenende ein Stündchen länger unbehelligt zu bleiben, steigen sprunghaft an, denn man kann sich durchaus ein Weilchen miteinander beschäftigen, ein Hörspiel hören und etwas spielen.
Davon abgesehen sehen auch Vierjährige schon ein, warum es nicht klug wäre, das schlafende Geschwisterkind zu wecken. Gemeinsam kann man Vereinbarungen treffen, was in solchen Fällen zu tun ist, zum Beispiel ruhig den Raum verlassen und anderweitig auf Suche nach Unterhaltung gehen. Umgekehrt haben Kinder, wenn sie denn einmal eingeschlafen sind, einen bemerkenswert tiefen Schlaf. Ein weinendes Baby oder Kleinkind kann aus dem Bettchen genommen werden, ohne dass das Geschwisterkind davon gestört würde.

Private Schatzkiste
So viele Vorteile das Zusammenschlafen von Geschwistern auch bietet, so wichtig sind klare Regeln für das gemeinsame Leben. Bei uns haben sich zum Beispiel Schatzkisten bewährt, in denen persönlichste Besitztümer aufgehoben werden und an die Mitbewohner keinesfalls drangehen dürfen. Es braucht Rückzugsmöglichkeiten und Räume des Privaten. Das Bedürfnis nach Privatsphäre und einem eigenen Raum wächst mit den Jahren und steigenden Alltagsherausforderungen. Mit Eintritt in die weiterführende Schule und dem Anklopfen der Pubertät braucht es nach Möglichkeit ein eigenes Zimmer, sei es noch so klein, und eine Tür, die man fest hinter sich zu machen kann.

Sandra Geissler lebt mit ihrer Familie in Nierstein und bloggt unter 7geisslein.wordpress.com.

Mein Kind (3 Jahre) hört nicht auf Nein!

Mit drei Jahren ist Ihr Kind noch klein. Oft erwarten wir von Kindern in diesem Alter zu viel Kooperation. Besonders das „Hören“ auf Zuruf funktioniert in dieser Phase oft noch nicht. Wenn Kinder sich ein Ziel gesetzt haben (zum Beispiel auf das höchste Klettergerüst auf dem Spielplatz kommen), dann ist der kindliche Fokus genau dort und nicht bei dem, was Sie sagen.
Auch die Gründe für Ihre Verbote kann es selbst noch nicht abschätzen, sodass es ihm noch schwerer fällt, seine Aktivität zu stoppen. Das, was Ihr Kind tut, ist in diesem Moment sehr wichtig für es und es fällt ihm schwer, umzudenken.

Ruhig und sanft
Was Ihr Kind in solchen Momenten wirklich braucht, ist Ihre Begleitung. Wenn Sie beobachten, dass es etwas tut, was es nicht soll, dann gehen Sie zu ihm. Erklären Sie in ruhigen und wenigen Worten, dass das nicht geht. Und wenn Ihr Kind es trotzdem tun möchte, nehmen Sie es sanft aus der Situation. Es ist völlig in Ordnung, ein kleines Kind wegzutragen oder festzuhalten, wenn es dabei ist, sich in Gefahr zu bringen oder andere Dinge zu tun, die nicht gewollt sind.
Es kann sein, dass Ihr Kind dann mit Wut oder Trauer reagiert. Hier ist es wichtig, dass Sie diese Gefühle begleiten und sie ihm nicht übelnehmen. Wenn er jetzt schreit, weint, sich auf den Boden wirft, sie beschimpft oder vielleicht sogar hauen will, dann liegt das daran, dass er in diesem Moment sehr frustriert und sein kleines Nervensystem überfordert ist.

Härte bringt nichts!
Genau deshalb würde auch „mehr Härte“ nichts bringen. Ihr Kind würde den Zusammenhang zwischen einer Strafe und seinem Verhalten gar nicht verstehen, sondern nur mitnehmen, dass Sie etwas für Ihr Kind Unangenehmes tun. Zudem schaden Strafen Ihrer Beziehung zueinander, und Konfliktsituationen verschärfen sie mittelfristig eher, als dass sie sich dadurch lösen lassen.
Ein Gedanke zum Schluss: Die Entwicklungsphase, in der Ihr Kind sich befindet, ist sowohl schön, als auch herausfordernd. Gerade wenn es sehr unternehmungsfreudig und willensstark ist, kann es in dieser Zeit auch anstrengend werden. Das Letzte, was Sie in schwierigen Situationen brauchen, sind Menschen, die Ihnen durch „Ratschläge“ noch mehr Druck aufbürden. Ich möchte Sie ermutigen, solche Sätze zukünftig zu ignorieren und mit Ihrer Aufmerksamkeit ganz bei sich und Ihrem Kind zu bleiben.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit Ihrem Mann und Ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Exklusiv-Zeiten mit Kind

Der Alltag mit Kindern ist zum Staunen schön, immer wieder herausfordernd und durch ständige Wiederholungen auch mal langweilig und frustrierend. Dabei denke ich an Haushaltstätigkeiten, die zwar eine wichtige Basis für einen guten Alltag legen, jedoch niemals abgeschlossen und recht gleichförmig sind. Ihr wisst schon – Wäsche, Krümel und Co.
Doch diese unaufgeregte Regelmäßigkeit im Alltag tut Kindern gut. Sie vermittelt Sicherheit durch bekannte Abläufe und eine Verlässlichkeit des Kosmos, in dem das Kind sich bewegt.
Denken wir als Eltern an unsere Kindheit zurück, ist es allerdings weniger diese wohltuende Gleichförmigkeit, sondern da sind es eher die besonderen Momente, die im Gedächtnis bleiben. Dieser eine Urlaub, Kindergeburtstage, Weihnachten, etc. Es sind Ereignisse, die sich von der Form des Gewohnten abheben.
Aus diesem Grund haben mein Mann und ich uns entschieden, dass wir mit den Kindern immer mal wieder kleine oder größere Highlights erleben möchten. Das Leben miteinander feiern, sich etwas gönnen und dabei zumindest etwas aus dem Rahmen fallen.
Gerne gehe ich mit nur einem der Kinder mal ins Café, einen heißen Kakao trinken. Oder eine Fahrradtour zu zweit, mit Picknick im Gepäck. Am nächsten Tag verbringt dann mein Mann mit dem nächsten Kind eine exklusive Zeit. Denn eins ist klar, fängt man damit an, kommen alle dran.
Zum zehnten Geburtstag unserer Zwillinge haben wir jedem einen eigenen Urlaub geschenkt. Sie durften im Voraus bereits wählen: Mama oder Papa und was sie erleben möchten.
So kam es, dass mein Mann mit einer Tochter einen Abenteuerurlaub mit Campen und Kajak fahren unternommen hat und ich mit der anderen Tochter einen Wellness-Urlaub in einem Hotel mit Pool. Der Pool war ihr sehr wichtig. Ja, ich habe es sehr genossen. Die Zweisamkeit mit meiner Tochter, diese Freiheit auf ihre Wünsche einzugehen, ohne nach den Anderen zu sehen, ohne mich um alltägliche Wiederholungen zu bemühen. So sind wir zum Beispiel morgens um sieben, nach dem Aufwachen, erst einmal in den Pool gesprungen und anschließend zum Frühstück. Dieses Kind hat durchgehend aus allen Knopflöchern gestrahlt und diese exklusive Zeit in vollen Zügen genossen.

Zeit, die Verbundenheit zu spüren, ungestört zu genießen und sie zu stärken. Exklusiv. Herznachhaltig. Für Kind und Elternteil.
Gerne mache ich Ihnen Mut, sich solche Zeiten regelrecht zu gönnen. Gerade für Kinder mit mehreren Geschwistern können solche Exklusiv-Zeiten sehr wertvoll sein. Diese Zeiten vermitteln: „Ich bin es wert, dass meine Mama, mein Papa das ganz alleine mit mir macht.”
Zuhause haben wir unsere Koffer ausgeräumt, von unseren Erlebnissen erzählt und uns wieder in den Alltag und die Familie eingegroovt. Mit einem dankbaren Grinsen im Gesicht.

Eure Johanna Walter

www.johannawalter.de