„Warum fällt es mir schwer, mit meinem Kind zu spielen?“

Ging es dir schon mal so? Dein Kind will dich in das kühnste Playmobil-Abenteuer verwickeln und du weißt nicht mehr, wie das mit dem Spielen geht? Oder gehörst du zu der Sorte Eltern, die sich leidenschaftlich über den Spielteppich rollt und ruft: „Ich bin Papa Wutz und ich liebe Matschepfützen …”? Dann ist ja alles gut.

Wenn dir das Spielen aber eher schwerfällt, hilft dir vielleicht meine kleine Geschichte:
Ich bin mit den Kindern im Garten. Kaffee, Obstteller, Sonnenschein — der Nachmittag könnte nicht schöner sein. Da purzeln drei kleine Löwenbabys, die meinen Kindern verblüffend ähnlich sehen, quer über die Wiese und brüllen nach ihrer Löwenmama. Ich sitze innerlich abwesend auf dem Gartenstuhl und wälze gedanklich tausend Themen hin und her. Das Gedankenkarussell dreht sich schnell, und immer wieder blitzen Szenen von spielenden Kindern vor meinen Augen auf und laden mich ein mitzumachen. Was ist nur los mit mir? Ich entscheide mich für Papier, Stift und meine Gedanken und ein wildes Brain-Storming ergießt sich auf dem geduldigen Zettel.
“Mama, was machst du da?” fragt meine fröhliche Tochter. “Ich schreibe alles auf, was in meinem Kopf ist.”
Da lacht sie und verrät mir das Geheimnis des glücklichen Augenblicks: “Vergiss das alles, und denk daran, dass du deine Kinder liebhast.” Da lässt die Löwenmama ein lautes Brüllen hören und stürzt vom Gartenstuhl mitten ins Gepurzel.

Ist es nicht ein Privileg Kinder zu haben, die einen aus den Tretmühlen der Erwachsenen herausrufen? Ja, das ist es! Es ist nicht nervig. Es ist nicht albern. Es ist keine Zeitverschwendung. Es ist ein Privileg!
Wenn du also das nächste Mal eine Einladung von deinem Kind erhältst, auf einem Drachen zu fliegen oder die Prinzessin zu spielen, dann versuche es. Du kannst dir beim deinem kleinen Spiel-Experten auch Tipps einholen, wie du eine Figur zu spielen hast. Denn deinem kleinen Gegenüber mangelt es sicher nicht an Ideen, nur manchmal an einem Spielpartner.

Viel Spaß wünscht deine
www.johannawalter.de

 

„Gefühle sind wie Popcorn!“ – Über den Umgang mit negativen Gefühlen

Gefühle. Sie sind leider nicht wie Teller, die man ordentlich aufeinander im Schrank stapelt und bei Bedarf rausholt. Gefühle sind eher wie Popcorn. Je nach Hitzezufuhr brauchen sie länger, bis sie „aufpoppen“ oder explodieren sehr plötzlich.

Ich bin in den letzten Jahren zum wahren Popcorn-Crack mutiert. Ich serviere den Kindern das perfekt karamellisierte Kino-Popcorn. Bis ich den Dreh raushatte, habe ich einiges an Biomüll produziert. So viele Tipps zur Herstellung ich mir im Vorfeld auch durchgelesen hatte, brauchte es doch Übung, bis ich den „Pop” raushatte. Ich wünschte nur, ich wäre ebenso kompetent im Umgang mit meinen Gefühlen. Da „poppt“ es manchmal recht unkontrolliert.

Wenn ich zum Beispiel morgens mit schlechter Laune aufstehe und mich fühle, als hätte ich ein Recht darauf, dass mich alle in Ruhe lassen, muss ich diese Gefühle mit der Stimme der Vernunft entmachten: „Ihr versalzt mir und meiner Familie jetzt nicht den Morgen. Ich möchte freundlich sein und meinen Job hier machen.” Das hilft. Manchmal leiden wir einfach unter diffusen negativen Gefühlen. Es kann jedoch auch Sinn machen, hinzuschauen, woher diese schlechte Laune kommt.

Der schlechten Laune auf den Grund gehen

Umgang mit den eigenen negativen Gefühlen zu erlernen, ist von Bedeutung für die ganze Familie. Bin ich hemmungslos schlecht gelaunt oder dauerbetrübt, verbreite ich eine spannungsgeladene Atmosphäre, die stinkt wie angebranntes Popcorn. Darin müssen sich meine Kinder und mein Mann dann bewegen. Das produziert wiederum schlecht gelaunte Kinder und Streitereien sowie einen Mann, der zwischen wohlwollendem Verständnis und Fluchtinstinkt schwankt.

Darum möchte ich meine Gefühle führen. Sonst führen sie mich. Erste Hilfe leisten mir persönlich oft Singen und Kaffee. Für ernstzunehmende Gefühls-Eskapaden helfen Stift und Papier, gute Freunde und Zeit mit Gott.

„Du darfst auch mal schlecht gelaunt sein!“

Ich sehe auch bei meinen Kindern, dass sie lernen müssen, mit ihren negativen Gefühlen umzugehen. Mal kommen sie schlecht gelaunt nach Hause, oder die Aufforderung zum Zähneputzen sorgt für Eskalation. Wichtig ist dann, ihnen zuzugestehen, dass sie schlecht gelaunt sein dürfen und auch mal Verständnis zeigen für keine-Lust-Attacken.

Bevor wir die Kinder herausfordern einen guten Umgang zu finden, dürfen wir sie erst einmal annehmen. Das Angebot einer Umarmung hat schon so manchen Widerstand aufgelöst.

Wenn ich den Eindruck habe, mein Kind ist gerade wie gefangen in seinen negativen Gefühlen, provoziert seine Geschwister und ist nicht zugänglich, dann versuche ich zum Beispiel folgendes:

“Ich merke, dir geht es gerade nicht so gut. Wenn du hier so rummotzt, fühlen wir uns alle nicht wohl. Bitte geh in dein Zimmer. Wenn du wieder freundlich mit uns zusammen sein möchtest, kannst du jederzeit wiederkommen. Wir freuen uns. Wenn du mich brauchst, bin ich für dich da.”

Wir bleiben Lernende

Es ist nicht nur für mich eine Herausforderung, gut damit umzugehen, sondern auch für das Kind. Doch wie wichtig ist es zu lernen, dass wir mit unseren negativen Gefühlen nicht unsere Umwelt vergiften. Dass wir lernen uns zu sortieren.

Meine neunjährige Tochter stürzt in so einer Situation gerne polternd in ihr Zimmer und kurze Zeit später höre ich sie Gitarre spielen. Meinen Sohn finde ich oft vertieft in ein Buch wieder. Wenn die Kinder ihre Wege finden, sich innerlich abzukühlen, dann ist anschließend auch ein konstruktives Gespräch möglich. “Willst du erzählen, was vorhin los war?”

Bei allem Umgang lernen brauchen wir viel Gnade mit uns selbst und unseren Kindern. Wir bleiben Lernende. Im Entwickeln der emotionalen Kompetenz sowie in der Kunst des Popcornmachens.

Viel Erfolg und alles Liebe,

Ihre Johanna Walter

Johanna Walter liebt ihren Mann und ihre drei Kinder. Sie ist Sozial- & Religionspädagogin, Musikerin und Autorin. www.johannawalter.de

 

 

 

Wie gehe ich in diesem Winter mit Infekten der Kinder um?

Der Winter, so scheint es vielen Eltern, ist eine einzige Aneinanderreihung von Infekten. „Das ist ganz normal“, sagt der Gießener Kinderarzt Dr. Frank Wagner und gibt Eltern Tipps, was sie bei einer Erkältung machen und wie sie weiteren Infekten vorbeugen können.

Was ist eigentlich eine Erkältung?
Eine Erkältung ist eine virale Erkrankung, die bei Kindern mit Schnupfen, Husten, Hals- oder Ohrenschmerzen einhergeht. Sie fühlen sich unwohl, sind vielleicht knatschig und haben erhöhte Temperatur, also bis 38,5 Grad. Wenn sie kleiner und zum ersten Mal erkältet sind, kann sie auch höher sein. Wir Pädiater gehen davon aus, dass ein Kind bis zu zehn Infekte im ersten Kita-Winter durchlebt. Bis zum Schulalter sind es also 30 bis 40 Infekte. Das klingt viel, ist aber normal und deutet nicht zwangsläufig auf eine Immunschwäche hin.

Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn das Allgemeinbefinden des Kindes sich verschlechtert, das Fieber nicht sinkt oder sogar steigt, der Husten stärker wird, Kurzatmigkeit und Pfeifen beim Atmen einsetzt, Flüssigkeit aus dem Ohr läuft und Symptome auftreten, die sich die Eltern nicht erklären und trotz aller Maßnahmen nicht eindämmen können.

Wie differenzieren Sie in Zeiten von Corona?
Es ist schwierig, und es wird uns noch lange beschäftigen, wie wir entscheiden sollen, ob ein Risiko für eine Covid-19-Erkrankung vorliegt, zumal die Überprüfung durch den Mund-Nase-Abstrich schmerzhaft ist. Der Riech- und Geschmacksverlust tritt bei infizierten Kindern nicht auf, dafür aber in 30 bis 40 Prozent der Fälle trockener Husten, Fieber und manchmal eine Magen-Darm-Symptomatik. Allerdings ist das bei manchen anderen Viruserkrankungen genauso.

Gehen wir davon aus, mein Kind hat „nur“ eine Erkältung. Was kann ich tun, um es gesund zu pflegen?
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Gönnen Sie ihm viel Ruhe und vermeiden Sie Stress! Lassen Sie Ihr Kind zu Hause – lieber einen Tag länger als zu kurz. Aber bleiben Sie mit ihm nicht nur im Haus, sondern gehen Sie, wenn es kein Fieber (mehr) hat, an der frischen Luft spazieren. Natürlich sollte es nicht rennen und auch nicht auf dem Spielplatz toben.

Wann sollte man Fiebermedikamente verabreichen?
Wenn das Kind bei 38,8 Grad ganz normal spielt, ist es zunächst nicht notwendig, ihm ein Fiebermedikament zu geben. Wenn es aber schlapp wirkt, Schmerzen oder diese Temperatur abends vor dem Schlafengehen hat, sollten Sie ihm unbedingt etwas geben, weil das Fieber in der Nacht steigt und die erhöhte Temperatur zu einem Flüssigkeitsverlust führt. Dadurch können wiederum die Schleimhäute austrocknen und sogar geschädigt werden, wodurch das Kind ansteckbarer für weitere Infektionen ist.

Wie kann ich mein Kind vor einer Erkältung schützen?
Befeuchten Sie die Nase des Kindes regelmäßig mit reiner Kochsalz- oder Meersalzlösung und achten Sie auf das Raumklima. Die Devise lautet: Heizung runter und Luftfeuchtigkeit hoch! Im Schlafzimmer sollte es nicht wärmer als 16 bis 18 Grad und in den Wohnräumen 21 Grad sein – auch dann, wenn das Kind krank ist. Geben Sie Ihrem Kind vitaminreiches und ballaststoffreiches Essen wie Obst und Gemüse, Vollkornbrot und Müsli, viel Flüssigkeit in Form von Wasser und ungesüßtem Tee.

Interview: Ruth Korte

 

Dieses Interview ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

 

„Unsere Kinder wollen immer Süßigkeiten!“

Dass Kinder Süßes lieben, ist völlig normal. Entwicklungsgeschichtlich sind wir Menschen auf süß gepolt! Die Muttermilch schmeckt bereits, durch den enthaltenen Milchzucker, leicht süß und sogar das Fruchtwasser im Mutterleib hat einen süßlichen Geschmack und wird gern von den Babys getrunken.

Zuckerfreie Ernährung schützt vor Krankheit

Leider haben Süßigkeiten und die darin enthaltenen Zucker „Suchtpotenzial“. Wir gewöhnen uns sehr schnell an den Süßgeschmack und brauchen immer mehr davon, um es als angenehm zu empfinden. Zucker ist in unendlich vielen Lebensmitteln enthalten. Schaut man auf die Zutatenliste verschiedener Süßwaren und süßer Getränke, dann verbergen sich oft eine große Anzahl verschiedener Zucker darin, mit so wohlklingenden Namen wie Saccharose, Maltose oder Dextrose. Alle gehören der Gruppe der so genannten „niedermolekularen Kohlenhydrate“ an, die dem Körper sehr schnell als Energiequelle zur Verfügung stehen, die aber leider nichts anderes als „leere Kalorien“ enthalten.
Bei Süßigkeiten kommt neben Zucker auch häufig ein hoher Fettanteil dazu, wie in Chips oder Erdnussflips. „Kalorienbomben“ pur! Wer viel Zucker isst, ist häufiger von Zahnkaries, Übergewicht und daraus entstehenden Zivilisationskrankheiten wie Diabetes betroffen. Manche Kindergartenkinder leiden heute schon unter dem früher als „Alterszucker“ bezeichneten „Typ-II-Diabetes“. Deshalb ist es sinnvoll und gut, Kinder möglichst lange zuckerfrei oder zuckerarm zu ernähren.

Generelle Verbote vermeiden!

Der Umgang mit Süßigkeiten und Snacks will gelernt sein. Dazu ein paar Tipps:
> Erklären Sie Ihren Kindern, warum sie Süßes in Maßen essen sollten.
> Vermeiden Sie generelle Verbote im Umgang mit Süßigkeiten.
> Legen Sie gemeinsam eine „süße Wochenration“ fest.
> Süßigkeiten eignen sich sehr gut als Abschluss einer Mahlzeit (anschließend die Zähne putzen!).
> Planen Sie bewusst Nachtische oder auch mal eine süße Zwischenmahlzeit am Nachmittag ein wie ein Stück Kuchen oder Kekse.
> Feste Naschzeiten erhöhen den Genuss, denn Vorfreude ist die schönste Freude.
> Regelmäßige Mahlzeiten beugen Heißhunger auf Süßes vor.
> Achten Sie auf bewusstes Genießen wie nur im Sitzen naschen. Das trägt auch zur besseren Kontrolle bei.
> Seien Sie Vorbild.
> Bieten Sie süße Getränke wie Säfte und Limonaden nur zu besonderen Anlässen an.
> Bevorraten Sie Süßes nur in kleinen Mengen.
> Sagen Sie Verwandten und Freunden, dass Sie keine Süßigkeiten als Geschenke oder Mitbringsel für Ihre Kinder möchten.
> Bieten Sie attraktive Alternativen an: Studentenfutter, Reiswaffeln, selbstgemachtes Popcorn, Salzstangen, Obstspieße, Rohkoststicks …
> Eine Portion extra wie etwa eine Handvoll Gummibärchen (30 g) und eine Handvoll Chips (25 g) ist Genuss und etwas Besonderes!

Elke Decher ist Diplom-Ernährungswissenschaftlerin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg.

Dieser Beitrag ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

„Zu viele Bälle in der Luft“ – ein Plädoyer gegen „Mutti-Tasking“

Die Sommerferien sind vorbei und das knalle Leben hat uns wieder wieder. Knallevoll, sag ich nur.
Nach der Corona-Pause starten wir wieder durch — unter Auflagen natürlich. Drei Schulkinder, Eltern, die beide Teilzeit arbeiten, Sportverein, Musikschule und die Royal Ranger öffnen wieder ihre Pforten. Am Ende der Woche hängt uns allen die Zunge bis zum Mundschutz. Alle Bälle wirbeln wieder in der Luft.
„Morgens Zirkus, abends Theater“ steht frech grinsend auf der Postkarte, die uns vor der Toilette anstrahlt. Oh ja, ich fühle mich wie im Zirkus, jonglierend mit viel zu vielen Bällen. Da kommt noch ein Arztbesuch dazu, die Hosen der Kinder sind zu kurz geworden, meine Mutter hat Geburtstag, oh, und meine Zwillinge auch. Ach du Schreck, die Steuer!

Pure Verzweiflung

Klingt extrem nach „Mutti-Tasking“. Dabei habe ich gelesen, dass der Mensch eigentlich nicht in der Lage sei, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Vermutlich haben diese amerikanischen Hirnforscher keine Mütter untersucht. Man tut demnach nichts gleichzeitig, sondern zeitlich so kurz versetzt, dass es sich wie in einem Guss anfühlt.
Das viele Hin- und Her-Zappen von Themen und To-Dos im Alltag kosten mich Kraft und Nerven. Manchmal überkommt mich ein wahrer Gleichzeitigkeitswahn und ich breche innerlich zusammen und denke, ich werde nie wieder irgendetwas auf die Reihe kriegen. Entweder stürze ich verzweifelt aufs Bett oder ich brülle durch die Wohnung, dass jetzt endlich alle mal ihren Sch*** aufräumen sollen. Alle unerledigten Dinge, rumliegender Kram und Krümel halten sich die Bäuche vor Lachen. „Die Verrückte wieder, die kriegt uns eh nie.“

Einfach nur Haus, Herd und Herzen

Kurze Zeit später erhole ich mich von dem Wahn und atme wieder regelmäßig. Es tut mir immer leid, wenn meine Kinder meinen innerlichen Stress zu spüren bekommen. Ich bin unperfekt. In solchen Momenten wäre ich am liebsten eine Mama, die nicht mehr ist, als eine Mama. Keine zusätzlichen Verpflichtungen und Gedankenbaustellen. Einfach nur Haus, Herd und Herzen. Zu viele Bälle in der Luft? Nicht immer ist es einfach möglich, ein paar Bälle rauszunehmen, manchmal vielleicht schon. Es lohnt sich bei allem Jonglieren immer mal wieder zu prüfen, wohin meine Kraft und meine Zeit fließen. Zu viele Extras tun uns nicht gut, denn Mama sein ist nichts für Weicheier, da braucht man Nerven. Und Nerven gehen blank, bei zu viel Multitasking.

Alltag entstressen

Meine persönliche Quintessence: Erstens, weniger Handy im Beisein der Kinder! Und zweitens: Zeitfenster für Projekte einplanen, statt Dauerstress im Hinterstübchen!
Damit wäre schon mal einiges entstresst. Ich will nicht zu den dauergestressten Muttis gehören mit den tausend Aufgaben, zu denen unsere Gesellschaft uns nach sechs Wochen Mutterschutz einlädt. Morgens Zirkus, abends Theater? Ok. Dann aber mit Clownsnase und Popcorn.
Ich will mir und meinen Kindern planlose Zeiten gönnen, mit selbstgebackenem oder gekauftem Kuchen, mit spielen, rumalbern, Fotoalben gucken. Ich will da sein, wo ich unersetzlich bin. Also, ihr lieben Bälle, haltet mal schön die Luft an, ich jonglier jetzt langsamer.

Mit lieben Grüßen
Johanna Walter

Johanna Walter liebt ihren Mann und ihre drei Kinder. Sie ist Sozial- & Religionspädagogin, Musikerin und Autorin. www.johannawalter.de

 

Kinder und Medienkonsum – das gesunde Maß

Sollten Kinder so lange wie möglich von Fernsehen und Streamingsdiensten ferngehalten werden? Medienpädagogin Nadine Kloos sagt: nicht zwangsläufig.

Darf ich mein Kindergartenkind auch mal Fernsehen gucken lassen?
Na klar! Kinder lieben Geschichten. Sie sind wichtig für ihre Entwicklung: Sie vermitteln Orientierung, Wissen und machen Spaß! Gute Geschichten gibt es nicht nur in Büchern, sondern auch in Serien und Filmen. Solange Kinder kein Interesse daran zeigen: umso besser! Freies Spielen und Interaktion mit anderen haben Vorrang, denn sie sind die Grundlage für eine gesunde Entwicklung. Zeigen Kinder Interesse, dann häufig, weil es in der Familie präsent ist. Wenn Dauer und Regelmäßigkeit der Bewegtbildnutzung die anderen Tätigkeiten nicht überwiegen, können Kinder ab drei Jahren Bewegtbilder nutzen. Diese müssen natürlich alters- und kindgerecht sein!

Welche Inhalte sind denn für Kleine geeignet?
Ab drei Jahren können die Kinder einfachen Bewegtbildgeschichten folgen. Bei den Medienanfängern ist es besonders wichtig, dass es nur dosiert und in Begleitung von Bezugspersonen stattfindet. Die Geschichten müssen kurz und einfach aufgebaut sein, wenige Figuren haben, nicht mit Rückblenden und dergleichen arbeiten. Themen, die Kinder aus ihrem Alltag kennen, machen ihnen besonders Spaß. Fernsehanfänger sollten nicht länger als etwa 15 Minuten am Stück schauen, ältere Kindergartenkinder pro Tag maximal 30 Minuten, egal auf welchem Gerät. Am meisten profitieren Kinder, wenn sie sich aktiv mit dem Gesehenen auseinandersetzen können, über das Gesehene sprechen, Bilder dazu malen, Geschichten nachspielen oder basteln. Auf jeden Fall sollte das Anschauen von Filmen oder Sendungen in den Familienalltag eingebettet sein und ihn nicht dominieren!

Während der Corona-Pandemie durften viele Kinder öfter und mehr schauen. Wie können Familien wieder zu einem „normalen“ Fernsehkonsum finden?
Ich denke, die Mediennutzung wird sich mit weiteren Lockerungen von allein einpendeln und normalisieren: Wenn Kindergarten, Vereinssport und das Treffen mit anderen wieder erlaubt ist, wird auch die Lust auf menschliche Nähe, Kontakt, Austausch zunehmen und Antrieb sein. Wichtig ist gerade jetzt, regelmäßig medienfreie Zeiten einzulegen und für ausreichend Pausen und Frischluft zu sorgen. Machen Sie aus Medienzeiten gemeinsame Medienerlebnisse: Es macht Spaß, sich auf die Medienwelten von Kindern einzulassen! Man erfährt, was sie denken, erleben und was sie bewegt. Und weil immer nur von Konsum geredet wird: Medien können mehr als nur Abspielgerät sein! Kinder können zum Beispiel auch eigene Videos drehen. Das fördert die Medienkompetenz und regt gleichzeitig die Fantasie an.

Welche guten Alternativen gibt es für die Kleinen?
Alters- und kindangemessene Bücher und Hörangebote sind immer gut. Sie haben den Vorteil, dass jüngere Kinder sie zum Teil auch selbst steuern können: die CD anhalten, weil eine Stelle nochmal gehört werden will, das Buch zurückblättern, weil etwas übersehen wurde. Vor und zurück, so lange, bis etwas verstanden oder verarbeitet wurde. Das Tempo liegt sozusagen in der Hand der Kinder.

Nadine Kloos ist Medienpädagogin beim Elternratgeber „Flimmo“, der Angebote im TV, auf YouTube und bei Streamingdiensten einordnet und bewertet.

Interview: Ruth Korte

Das Interview ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

„Lügt mein Kind?“ Wenn Kinder Dinge sagen, die nicht stimmen

Wie groß ist die Freude bei Eltern über das erste Wort, die ersten Sätze und die ersten Geschichten, die ihr Kind erzählt. Doch wenn es irgendwann anfängt, an unwahren Erzählungen festzuhalten, sind Eltern irritiert, wenn nicht sogar erschrocken. Schnell fallen ihnen dann Sprüche wie „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“, „Lügen habe kurze Beine“ oder das biblische Gebot „Du sollst nicht lügen“ ein. Doch sind die Fantasie-Erzählungen der Kinder wirklich Lügen, die man dem Kind ausreden, verbieten oder die man gar bestrafen sollte?

Nicht jede „Lüge“ ist eine Lüge

Lügen bedeutet, bewusst und vorsätzlich die Unwahrheit zu sagen, um daraus einen Vorteil zu ziehen. Was Kinder im Alter bis etwa sieben Jahre als verfälschte Realität äußern, ist jedoch selten wirklich eine Lüge. Bis etwa zur Einschulung befinden sie sich auf der Entwicklungsstufe des „magischen Denkens“. In dieser Stufe wird oft Traum und Wirklichkeit, Fantasie und Wahrheit vertauscht. Kinder können noch schwer unterscheiden zwischen dem, was sie in der Wirklichkeit sehen und hören, und dem, was sie sich darunter vorstellen und sich dazu ausdenken.
Sie erfinden Geschichten und erleben Tagträume als echt. Figuren in Bilderbüchern und Filmen existieren für sie in der Wirklichkeit, und so manche Geschichte wird in der Kinderfantasie noch weiter ausgeschmückt und in die Realität geholt. Das zeigt übrigens auch, welch große Verantwortung Eltern gerade in dieser Zeit für die Medienauswahl ihrer Kinder haben. Auch das Zeitgefühl ist in diesem Alter noch nicht ausgeprägt, sodass Kinder Erlebnisse durcheinanderbringen oder ausschmücken.
Mit zunehmendem Alter fangen Kinder an, realitätsbezogen und sachlich logisch zu denken und sich auch dementsprechend zu äußern. Ungefähr ab dem achten Lebensjahr wird Ihr Kind zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Vorstellung und Wahrnehmung unterscheiden können. Dann braucht es durchaus Hinweise und Ermahnungen, wenn es die Unwahrheit erzählt. Um sich mit seiner Umwelt erfolgreich auseinanderzusetzen, muss ein Kind mit der Zeit also lernen, diese so wahrzunehmen, wie sie in Wirklichkeit ist, und nicht so, wie es sie für sich haben möchte.

Atmosphäre der Ehrlichkeit

Die wichtigste Lernhilfe sind dabei die Eltern. Von klein auf orientieren sich Kinder an ihrem Vorbild. Deshalb versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können. Seien Sie ehrlich und offen zu ihrem Kind und anderen Familienmitgliedern. Beantworten Sie Fragen Ihres Kindes wahrheitsgemäß. Spielen sie eigene Notlügen nicht herunter. Entschuldigen Sie sich im Beisein des Kindes für Lügen. Sprechen Sie mit dem Kind über die negativen Auswirkungen von Lügen. Greifen Sie ein, wenn Ihr Kind vorsätzlich um des eigenen Vorteils willen lügt.
Wenn Ihr Kind in einer Atmosphäre der Offenheit und Ehrlichkeit aufwächst, wird es auch nach der Phase des magischen Denkens offen und ehrlich sein und lernen, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.

Margrit Dietze ist Erzieherin und Autorin für pädagogische Bücher und Artikel, Kinderlieder und Musicals.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Musik-Playliste für ein ruhiges Kinder-Herz

„Schä nä pahl pa fronsä, aber bidde red weida …!“ So tönt es leidenschaftlich aus dem Mund meines Sohnes, als wir Hand in Hand vom Kindergarten nach Hause laufen. Ich liebe sein Kinderstimmchen. Und auch das Lied macht gute Laune. Ob er eine Ahnung hat, worüber Namika da singt?

Musik ist wie ein Weg nach innen. Wenn mich Musik nach innen führt, spüre ich, ob da Wut im Bauch ist oder doch nur Schmetterlinge. Ich spüre, ob mir die Angst den Magen zuschnürt. Oder ist es die Aufregung vor dem nächsten Tag? Musik ist aber auch wie ein Weg nach außen. Sie öffnet eine Tür für meine Gefühle und hilft mir mich auszudrücken.

Wie geht es dir mit Musik? Was hörst du gern? Und welche Musik hört dein Kind?

Positiver Effekt

Da gibt es die „Atemlos“-Fraktion, die alles aufschnappt, was bei Oma so im Radio läuft. Dann gibt es die Lobpreiser, die sonntags nicht nah genug vor der Bühne sitzen können. Kinder hören, was wir ihnen anbieten. Vielleicht ist dir das schon lange bewusst und Mozart hat bereits deinen Uterus beschallt?!

Es gibt einen positiven inneren Effekt, den Musik bei Kindern bewirken kann. Mein Sohn ist zum Beispiel ein sensibler Gedanken-Spaziergänger, vorzüglich wenn er abends im Bett liegt. Am Abend werden die Eindrücke des Tages noch einmal sortiert und der morgige Tag wirft seine emotionalen Schatten voraus. Manchmal habe ich den Eindruck, mein Kind verläuft sich regelrecht in seinen Gedanken, wie in einem Irrgarten. Als seine Mama kann ich seine Gedankenspaziergänge positiv beeinflussen, indem ich meinem Sohn Musik anbiete, die seine Gedanken an die Hand nimmt und sie zu Gott bringt.

Aktuelle Lieblingslieder

Ich habe immer eine Einschlaf-Playliste mit den aktuellen Lieblingsliedern auf dem Handy. Es sind Lieder, die sich bei uns als positiv bewährt haben. Die Lieder wechseln im Laufe der Zeit. Vor einiger Zeit spielten wir zum Beispiel „Das war mein Tag, der war so toll“ von Rolf Zuckowski und seine Freunde und „Spar dir deine Sorgen und mach dir keinen Kopf“ von Mike Müllerbauer.

Aktuell sind die Lieder „Großes Herz“ von Ilka Mix und „Der mein Herz regiert“ von Urban Life Worship hoch im Kurs.

Namika hat es zwar auch mal in die Top-Playlist geschafft, wurde dann aber von Veronika Lohmer und Markus Fackler verdrängt.

Ich empfinde die Musik, die ich meinem Kind anbiete, als eine wunderbare Möglichkeit, Gutes in ihm zu bestärken und sein Herz für die Gegenwart Gottes zu sensibilisieren. Ja, Jesus ist hier im Kinderzimmer. Und ich spüre, wie auch meine abendlichen Gedankenspaziergänge dankbar den Weg von Mike Müllerbauer einschlagen, wenn er singt:

„Spar dir deine Sorgen und mach dir keinen Kopf,

zack zack, pack sie rein in einen Topf.

Dann lauf damit zu Jesus, er wartet schon auf dich:

Gib mir deinen Sorgentopf, ich lass dich nicht im Stich.“

Ich wünsche dir und einen Kindern viele kostbare Musik-Entdeckungen. Schaut euch um, das Angebot wird immer größer und vielseitiger. Ein Genuss.

Mit lieben Grüßen,

Johanna Walter

Johanna Walter liebt ihren Mann und ihre drei Kinder. Sie ist Sozial- & Religionspädagogin, Musikerin und Autorin. www.johannawalter.de

 

Hier findest du die im Text erwähnten und weitere Künstler, die kindgerechte Musik machen:

Mike Müllerbauer: www.muellerbauer.de/

Daniel Kallauch: www.danielkallauch.de

Uwe Lal: www.uwelal.de

Rolf Zuckowski: www.musik-fuer-dich.de

Ilka Mix: www.ilkamix.de

Urban Life Worship: www.urbanlifechurch.de

Veronika Lohmer: www.veronikalohmer.de

 

Corona – wie prägen wir unsere Kinder?

Ich erinnere mich noch an den Kinderfastnachtsumzug im Februar – eine Zeit, in der das Corona-Virus vermeintlich noch auf einem anderen Kontinent dominierte. Die Klasse meiner Töchter sollte einheitlich beim Umzug mitlaufen und ich war mittendrin, einen Kinderwagen voller Süßigkeiten durch die Gassen schiebend. Während ich mich unter der pinken Perücke kratzte, bekam ich auf einem Ohr mit, wie ein Mädchen, acht 8 Jahre alt, plötzlich rief: „Vorsicht, ein Chinese! Corona!“ Leichte Verunsicherung der Kinder um sie herum. Doch da schob sie sich schon lachend das nächste Bonbon in den Mund. Den anderen Kindern war Corona noch kein Begriff und mit vor Zuckermasse verklebten Zähnen, konnten sie auch keine vernehmlichen Rückfragen stellen. Interessant, dachte ich bei mir. Dieses Mädchen übernahm in den kommenden Wochen vermutlich die Aufklärung der gesamten Grundschule. Auf eine recht dramatisch-emotionale und weniger sachliche Art und Weise. Man rekonstruiert gedanklich natürlich sofort die familiäre Kommunikation, die das Mädchen prägt.

Prägende Zeit

Wie möchte ich meine Kinder prägen in dieser Zeit, die stark beeinflusst wird von den drastischen Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung einer Ansteckung mit dem Corona-Virus? Eine Zeit, in der man Angst hat verpfiffen zu werden, wenn man auf der Straße Freunde trifft und überglücklich ein paar Worte wechselt. Eine Zeit, in der man als Familie angepöbelt wird, dass man nur zu zweit unterwegs sein darf. Ich bin sicher, jeder hat seine eigenen kuriosen Corona-Geschichten. Schreibt sie auf, für eure Enkel.

Meine Pandemie-Angst-Phase hatte ich bereits Ende Februar, daher war der Lockdown im April emotional kein großer Schuh für mich. Ich hatte mich innerlich schon überwiegend eingependelt auf „Gottvertrauen“ und „Dankbar-weiter-leben“. Und so war für mich schnell klar: Für meine Kinder möchte ich das Beste aus dieser Zeit rausholen. Meine Kinder lernen jetzt hautnah an meinem Vorbild, wie ich mit einem angstbesetzen Thema wie Corona umgehe. Eine tolle Chance! Sie sollen sich insgesamt an eine gute „Corona-Zeit“ erinnern.

Also haben wir erstmal unseren Eis-Vorrat aufgestockt, die Zimmer nach Lust und Laune umgestellt, Balkon-Konzerte veranstaltet, Postkarten geschrieben, unzählige Abenteuer-Ausflüge in die Natur unternommen, neue Spiele besorgt und Kino-Abende veranstaltet. Wir haben den Corona-Live-Ticker blockiert und in den gesetzten Grenzen gefeiert — nach dem Motto: Kreativität gegen Bore-Out. Dankbar für jeden gesunden Tag.

Muttersein gehört fett unterstrichen

Wobei ja der Begriff Bore-Out (Gegenteil von Burn-Out) bei Eltern – und insbesondere bei Müttern — nur für ein müdes Lächeln sorgen kann. Ich denke vor allem an meine Freundinnen, die berufstätig sind und aktuell die völlig wahnsinnige Aufgabe haben, Home-Office und Home-Schooling unter einen Hut zu bringen. Es klingt ja eigentlich wie das perfekte Paar. Ich denke an meine Freundinnen, die um ihren Job fürchten müssen. An Freundinnen mit einem Einzelkind, dem die Spielpartner gesetzlich gestrichen wurden. Für manche Familien ist es schwerer, Gutes aus dieser Corona-Zeit zu schaffen.

Und, by the way, „Home“ klingt auch nicht mehr nach dem, was es mal war, wenn man plötzlich Mutter, Spielpartnerin, Lehrerin zugleich ist, während die Zoom-Konferenz auf mute mitläuft. Kochen, putzen, waschen, wischen, einkaufen on top. Ich finde Muttersein gehört mal wieder fett unterstrichen und durchbuchstabiert. Ohne Mutti läuft der Laden nicht!

Wenn du zu den glücklichen Familien gehörst, bei denen der Laden läuft, kannst du vielleicht mit deinen Spuren zu guten Erinnerungen an diese Zeit beitragen. Gerade in dieser Zeit. Gerade im Leben von Kindern, denen maximale Hygiene-Standards eingeprägt werden, soziale Distanz, Abstands-Regeln, Vorsicht, Unsicherheit. Lasst uns Räume öffnen, in denen Kinder Kinder sein dürfen. Ist es nicht so, dass wir mit Bewunderung auf Menschen in der Geschichte schauen, deren Menschlichkeit sich nicht hinter Angst versteckt hat. Wo liegen unsere Möglichkeiten? Was ist unser höchstes Gut?

Machen wir das Beste draus.

Ich wünsche euch noch eine gute Mischung an Lebensfreude, Geduld und kreativen Lösungen für Krisenzeiten.

Johanna Walter

Johanna Walter liebt ihren Mann und ihre drei Kinder. Sie ist Sozial- & Religionspädagogin, Musikerin und Autorin. www.johannawalter.de

„Unsere Bekannten schlagen ihre Kinder! Was kann ich tun?“

Zunächst einmal möchte ich Sie in Ihrer Aufmerksamkeit für Ihr Umfeld bestärken. Kinder und Jugendliche sind darauf angewiesen, dass die Gesellschaft genau hinschaut, wenn ihnen Gewalt angetan wird. Jedes Kind hat das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Es ist verboten, Kinder zu schlagen.* Dazu gehören übrigens auch der berühmte „Klaps auf den Hintern“ oder die „Backpfeife“. Dabei handelt es sich nicht um harmlose Erziehungsmaßnahmen, sondern um Gewalt.

Eltern müssen aufgeklärt werden

Dass Eltern ihren Kindern Gewalt antun, hat mannigfaltige Ursachen. Manch einer weiß gar nicht, dass er Unrecht begeht, wenn ihm „die Hand ausrutscht“. Hier ist Aufklärung notwendig!

Gleichzeitig entsteht Gewalt zumeist dann, wenn Eltern sich nicht anders zu helfen wissen. Kinder können in manchen Entwicklungsphasen sehr fordernd, für manche überfordernd sein. Wer Stress und Sorgen im Job hat, verliert nach einem langen Arbeitstag vielleicht schnell die Geduld, wenn das Kind zu Hause nicht das tut, was es soll. Auch Konflikte in der Partnerschaft können belasten. Ich bin sicher: Niemand schlägt sein Kind mit reinem Gewissen.

Was Sie tun können

Suchen Sie bei einer guten Gelegenheit das Gespräch mit den Bekannten. Machen Sie deutlich, dass Schläge inakzeptabel sind und das Vertrauensverhältnis zwischen ihnen und ihren Kindern zerstören. Vielleicht ergründen Sie, warum die Kinder gewaltvoll gezwungen werden, zu „gehorchen“. Bieten Sie Ihre Hilfe an oder machen Sie auf Hilfsangebote aufmerksam. Bei den Elternkursen des Kinderschutzbundes „Starke Eltern – Starke Kinder“ beispielsweise lernen Eltern, mit konfliktbehafteten Situationen anders umzugehen als mit Gewalt. Und sie lernen, dass in der Erziehung das „Gehorchen“ der Kinder nicht an allererster Stelle stehen sollte.

Sind die Eltern nicht zugänglich und reagieren abweisend, informieren Sie das Jugendamt. Das ist auch anonym möglich. Und immer gilt: Sollten Sie das Gefühl haben, dass die Kinder sich in akuter Gefahr befinden, verständigen Sie die Polizei. In so einer Situation können Sie nichts falsch machen – außer, gar nicht zu handeln.

Cordula Lasner-Tietze ist Bundesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes. Sie hat selbst Elternkurse im Rahmen von „Starke Eltern – Starke Kinder“ geleitet und Trainer*innen ausgebildet.

* In Deutschland und Österreich ist das Recht der Kinder auf gewaltfreie Erziehung gesetzlich festgelegt, das Schlagen von Kindern somit strafbar. In der Schweiz fehlt (noch) ein klare gesetzliche Regelung.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.