„Mein Kind hat Angst vor dem Zahnarzt!“

Wenn Ihr Kind sich zweimal am Tag die Zähne gut putzt, ist die wichtigste Basis für die Zahngesundheit gelegt. Sicherlich wäre es gut, wenn der Zahnarzt die Zähne dennoch kontrollieren könnte.
Ich empfehle, sehr geduldig und behutsam den Zahnarztbesuch vorzubereiten und nicht mit Druck oder Zwang zu arbeiten. Folgende Schritte könnten helfen:

> Spielen Sie zu Hause in einem Rollenspiel „Zahnarzt“. Besorgen Sie dazu einen kleinen Mundspiegel, um das Spiel realistischer gestalten zu können, gern auch eine Maske und vielleicht eine OP-Haube. Lassen Sie Ihre Tochter zuerst selbst Arzt spielen, Sie sind die Patientin. Versuchen Sie dann beim nächsten Mal, einen Rollentausch vorzuschlagen. Natürlich sollte bei diesen Spielen alles gut und schmerzfrei ablaufen.

> Lesen Sie Kinderbücher zum Thema vor (z. B. „Conni geht zum Zahnarzt“) und zeigen Sie diese Geschichte als Video (online zu finden).

> Eine langsame Gewöhnung durch ein bis zwei Besuche, bei denen keine Kontrolle bei Ihrem Kind geplant ist, sondern es nur die Räume kennenlernt und beobachtet, kann helfen – vielleicht auch bei einem Termin von Ihnen oder eines anderen Kindes, das es kennt.

> Manchmal wirkt Ablenkung Wunder, etwa wenn das Kind während des Zahnarztbesuchs auf dem Handy einen Clip ansehen darf.

> Kindern fällt es noch schwer, langfristig zu denken und dafür kurzfristig Unangenehmes in Kauf zu nehmen. Da ist es hilfreich, ihnen kleine Motivationsanreize zu schaffen. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, warum der Zahnarztbesuch so wichtig ist und überlegen Sie mit ihr, welche kleine Belohnung ihm helfen würde, seinen Mut zusammenzunehmen.

> Vielleicht kann die Oma, der Onkel oder eine andere vertraute Person, die Ihr Kind noch nie zum Zahnarzt begleitet hat, viel unbefangener mit der Situation umgehen und dadurch mehr Gelassenheit ausstrahlen, weil sie noch nicht selbst erlebt hat, wie schwierig die letzten Besuche waren. Auch Kinder reagieren oft je nach Bezugsperson unterschiedlich. Besprechen Sie aber vorher, wie viel „Ermutigen“ okay ist und wann der Versuch angebrochen werden soll.

> Sollte das alles nicht helfen, könnte auch ein Wechsel des Zahnarztes helfen – vielleicht zu einer Praxis, die auf Angstpatienten spezialisiert ist? Auch hier können die veränderten Bedingungen dem Kind helfen, festgefahrene Muster loszulassen.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin, verheiratet, Mutter von zwei Kindern und als freie Autorin und Elternberaterin tätig (www.elternleben.de).

„Heute mal bildschirmfrei!“

Sie sind bei Freunden zu Besuch, sitzen mit den Eltern gemütlich am Tisch, trinken guten Kaffee und die Kinder beschäftigen sich selbst. Die Geräuschkulisse liegt leicht über dem Normbereich, ab und an schreit einer, knallt etwas.
Doch irgendwann fällt Ihnen auf, dass es ungewöhnlich leise geworden ist. Zu leise. Sie stehen auf, um einmal nachzusehen. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher! Die eben noch wuseligen Kinder sitzen still da, unverwandt auf den Bildschirm starrend, von farbigen Bewegungen und Klängen in den Bann gezogen. Sie sind verärgert, dass im Fernsehen ein Film läuft, den Ihr Kind eigentlich noch gar nicht sehen darf. Ihre Freunde sehen da gar kein Problem und finden, dass Sie übertreiben. Es sei wichtig, dass Kinder einen Umgang mit den Medien lernen.

Faszination Bildschirm

Ist es nicht erstaunlich, welche Faszination Bildschirme auf Kinder haben?
Wir leben in einer Zeit, die zunehmend digitaler wird. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, wie ich finde. Was wir brauchen, ist ein mündiger Umgang damit. Doch das Thema Bildschirmzeit führt in vielen Familien immer wieder zu Auseinandersetzungen. Was tut meinem Kind gut, was schadet ihm? Wichtig ist auch, die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Kinder im Blick zu haben. Sehr sensible Kinder sind beispielsweise deutlich schneller von Reizen überflutet, sodass eine besondere Achtsamkeit bei der Film-Auswahl guttut. Und viele Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder auch ohne Bildschirm spannende Zeiten erleben und genießen können.

Praxisnaher Ratgeber

In dem wissenschaftlichen Ratgeber „Heute mal bildschirmfrei. Das Alternativprogramm für ein entspanntes Familienleben” von Prof. Dr. Paula Bleckmann und Ingo Leipner finden Sie viele Ideen dazu. Die Autoren begegnen den Lesern in dem leicht zu lesenden Büchlein nicht dogmatisch, sondern mit viel Verständnis für die Herausforderungen des Alltags mit Kindern in einer medial geprägten Welt. An über hundert alltäglichen Beispielen aus der Praxis werden jede Menge kleine und größere Ideen zum Umgang mit Medien geliefert. Beginnend mit der Frage, ob digitale Betthupferl für Babys sinnvoll sind, über den Barbie-Laptop von Oma als Geschenk zum vierten Geburtstag, Fernsehen als Belohnung bis hin zu Smartphone- und Social-Media-Nutzung bei Teenagern.

Matschepfützen selbst erleben

Der Umgang mit Medien bleibt ein allgegenwärtiges Thema in unserer heutigen Zeit und begleitet uns und unserer Kinder immer mehr. Die gute Nachricht ist: wir können den Umgang damit selbst gestalten.
Lassen wir die Kinder doch erst einmal selbst mit kleinen knallbunten Gummistiefeln in Pfützen herumhüpfen, und spüren, wie nass dreckig alles wird, bevor sie Peppa Wutz in Matschepfützen plantschen sehen. Lassen wir sie mit Pinsel und Stift die Wände vollkritzeln, Teig kneten, mit dem Hammer Nägel in Holzblöcken versenken, bevor sie auf dem Tablet herumwischen.
Für die gesunde Entwicklung von Kleinkindern sind haptische und sinnliche Erfahrungen, die in der Bewegung und im Spiel stattfinden, wichtig. Sie sind entscheidend für die Entwicklung des Gehirns, für die Herausbildung des Raum-Zeit-Gedächtnisses und grundlegend für Denken, Lernen, Handeln und Intelligenz.
Schenken wir unseren Kindern viele Möglichkeiten die Welt mit allen Sinnen zu erleben. Viel Spaß dabei.

Herzliche Grüße,
Ihre Johanna Walter

 


Prof. Dr. Paula Bleckmann, Ingo Leipner: Heute mal Bildschirmfrei – Das Alternativprogramm für ein entspanntes Familienleben (Knaur Verlag)

Web-Tipp für Eltern: www.schau-hin.info

 

 

 

 

 

„Meine Tochter hängt an mir!“

Es gibt Kinder, die folgen ihren Eltern auf Schritt und Tritt. Ist es zu viel von einer Dreijährigen verlangt, auch mal allein zu spielen?

Grundsätzlich können sich die meisten Dreijährigen entwicklungsbedingt gut allein beschäftigen, in der Gewissheit, dass eine vertraute Person in ihrer Nähe ist. In einem normalen Alltag lernen sie das „nebenbei“. Wenn Ihr Kind immer noch auf Schritt und Tritt in Ihrer Nähe bleibt, hat es dafür vermutlich seine „guten Gründe“.

Besondere Herausforderungen
Um das besser zu verstehen, ist es hilfreich, die Lebensgeschichte Ihres Kindes näher anzuschauen: Waren oder sind Sie und Ihr Kind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, wie etwa dem Verlust einer nahestehenden Person durch Trennung oder Tod, Krankheit, traumatische Geburt, Klinikaufenthalte oder unangemessene Eingewöhnung? Solche und andere „stressende“ Erfahrungen können dazu beitragen, dass Kinder mehr Zeit und elterliche Zuwendung brauchen, um (wieder) die nötige Sicherheit und Vertrauen ins Leben zu gewinnen und ihre Selbstständigkeit zu entfalten.
Es ist gut, dass Sie als wichtigste Bezugsperson – soweit möglich – ganz für Ihr Kind da waren, um das Urvertrauen (wieder) zu festigen, sich mit ihm beschäftigen, wenn keine anderen Kinder da sind, und sie in Ihren Alltag einbinden. Genauso richtig und wichtig ist es aber auch, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen, wie zum Beispiel etwas für sich allein machen oder sich ausruhen wollen. Indem Sie dies ausdrücken und umsetzen, erfährt Ihr Kind: „Andere Menschen haben auch Bedürfnisse, die beachtet werden müssen“ – eine wichtige Voraussetzung für soziales Verhalten.

Freiraum gewinnen
Um mehr Freiraum für Sie als Mutter zu schaffen und gleichzeitig die Entwicklung kindlicher Selbstständigkeit zu fördern, können regelmäßige Zeiten mit anderen Bezugspersonen wie Papa, Oma oder anderen Kindern sehr hilfreich sein. Wenn Sie und Ihr Kind alleine sind, könnten Sie zum Beispiel mit einer Sanduhr oder Uhr (mit Zeiger) kleine Auszeiten einführen: Nachdem Sie zusammen eine gute Zeit hatten, erklären Sie Ihrer Tochter klar und kurz: „Ich gehe jetzt…(Ort) und mache …(Handlung). Du kannst so lange… (Spielvorschlag). Wenn die Zeit um ist (siehe Uhr), komme ich wieder.“ Wichtig: Handeln Sie genauso wie angekündigt.

Aufgrund der vorangehenden Erfahrungen: „Mama ist immer für mich da, so wie ich es möchte“ wäre es verständlich, wenn Ihre Tochter erstmal „protestiert“. Das darf sie! Und Mama darf sich trotzdem um ihre eigene Angelegenheit kümmern. Sie ist ja in der Nähe (wenn auch im anderen Raum) und kommt zurück, wie versprochen. Danach geht es wieder gemeinsam weiter. Sie als Mama fühlen sich freier und Ihr Kind hat gelernt: Auf Mama ist Verlass! Und wir bleiben verbunden in einer guten Balance von Zeiten der Gemeinsamkeit und des „Für-sich-Seins“.

Beate Döbel ist systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin (www.therapiepraxis-doebel.de).

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Kreativ-Ideen für den Sommer

Endlich Sommer! Ich liebe diese herrliche Jahreszeit, in der die Natur zum Wohnzimmer wird. Wir können zwischen drinnen und draußen wechseln ohne Jacke und ohne Schuhe, lediglich mit Sonnencreme und Wassermelone unterm Arm. Für Kinder ist es eine Zeit, in der sie draußen viele sinnliche und haptische Erfahrungen sammeln können. Diese Erfahrungen sind neben dem Spaß-Faktor sogar richtige Booster für die kindliche Gehirnentwicklung. Eltern können ihre Kinder ganz leicht fördern – mithilfe der Natur: Erfahrungen mit Wiese, Wald und Wasser. Matschküche, barfuß laufen, im Regen tanzen, über Steine klettern.

Hier sind zwei Ideen aus unserem Sommer-Kreativ-Gepäck:

1. Die kreative Kiste
Wenn wir einen längeren Ausflug in Feld-Wald-Wiese planen, nehme ich gerne unsere kreative Kiste mit ins Gepäck. Die Natur lässt erfinderisch werden und eigentlich braucht es zum Spielen auch keine weiteren Zutaten. Doch hin und wieder ist diese Kiste eine dankbare Ergänzung zum Werkeln und Kreativwerden. In unserer Kreativkiste befinden sich:
– Schnitzmesser
– kleiner Hammer und Nägel
– Kordel
– dünner Draht
– bunte Perlen
– Stoffreste
– Zange
– Edding
– …

Damit sind kleine Naturkünstler herrlich angeregt und beschäftigt. Sie können zum Beispiel aus Holzfünden unterschiedliche Boote bauen und sie im Bach schippern lassen. Oder mit Ästen, Stoff und Perlen bunte Windspiele zaubern, um sie im Garten aufzuhängen.

2. Die Spülschwamm-Schlacht
Wer in den heißen Tagen keinen Pool im Garten hat und keine Nerven oder Tickets mehr fürs Freibad bekommen hat, dem sei diese Art der Abkühlung geraten. Man braucht dafür ein paar Päckchen Spülschwämme, zwei Eimer mit kaltem Wasser und Kinder. Der Rest ist selbsterklärend. Wasserbombenschlacht mal nachhaltig, ohne erst mühselig die kleinen Luftballons am Wasserhahn zu füllen und nachher die Plastikfetzen einsammeln zu müssen. Auf die Schwämme, fertig, los!

Ich wünsche Ihnen einen kreativen Sommer mit angenehmen Erfrischungen.

Ihre Johanna Walter

 

 

 

 

Tränen vor der Schule

Nach der Einschulung gehen wir oft davon aus, dass Kinder die neue Lebensphase ohne weitere Eingewöhnung meistern. Das ist aber keineswegs bei jedem Kind selbstverständlich, und das ist aus Kindersicht auch zu verstehen.
Der Schulstart ist eine große Veränderung. Unsere Kinder gehen aus einer behüteten und übersichtlichen Kitawelt einen großen Schritt weiter. In der Schule gelten auf einmal andere Regeln. Die bisher vertrauten Personen sind nicht mehr da, dafür aber neue Erwachsene, an die sie sich erst gewöhnen müssen. Die Kinder kennen sich manchmal untereinander noch nicht, und es werden plötzlich eine Menge neuer Anforderungen gestellt. Während wir Eltern die Kindergartenzeit zudem sehr eng begleitet haben, müssen wir mit der Einschulung noch einen Schritt weiter zurücktreten. Das ist ungewohnt für alle – und so erklärt sich meistens auch der kindliche Trennungsschmerz.

Freunde helfen beim Loslösen
Zunächst ist es wichtig zu unterscheiden, ob es Ihrem Kind tatsächlich nur in dieser morgendlichen Situation schwer fällt, sich zu lösen oder ob es in der Schule ein grundsätzliches Problem gibt. Hierzu ist es wichtig, gut zuzuhören und auf Ihr Kind zu schauen und aufmerksam für Dinge zu sein, die es ihm vielleicht schwer machen.
Wenn es tatsächlich um den Abschied geht, können folgende Dinge helfen: Wenn Ihr Kind schon Freunde gefunden hat, kann es das morgendliche Loslösen erleichtern, wenn sie ein anderes Kind auf dem Schulweg treffen könnte und die beiden dann zusammen in Richtung Klasse verschwinden.
Im Kindergarten hilft den Kindern oft das vertraute Kuscheltier, wenn sie sich anfangs eingewöhnen. In der Schule laufen sie natürlich nicht mehr mit dem Teddy im Arm rum – aber ein kleines Kuscheltier oder ein anderer vertrauter Gegenstand im Schulranzen können Trost und Sicherheit spenden.

Fällt es Ihnen auch schwer?
Daneben ist es gut, wenn Sie sich hinterfragen: Wie geht es Ihnen mit dem Schulstart? Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind dort gut aufgehoben ist? Gehen Sie optimistisch in diese neue Lebensphase Ihres Kindes? Oder sind auch Sie etwas unsicher? Falls dem so ist, ist es gut, mit anderen Erwachsenen darüber zu reden und sich mit eigenen Sorgen und Ängsten auseinanderzusetzen. Sollte sich herausstellen, dass Ihnen das Loslassen am Morgen tatsächlich auch schwerfällt, sollten Sie überlegen, ob Ihre Tochter von einer anderen Bindungsperson zur Schule gebracht werden kann.
Letztlich bleibt es jedoch eine Übergangssituation, die man manchmal einfach nur zusammen mit dem Kind aushalten kann. Oft möchten wir den Schmerz wegnehmen oder zumindest erleichtern. Doch oft ist nicht das Vermeiden, sondern das Aushalten und Begleiten von Schmerz unsere Aufgabe als Eltern.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de) und lebt mit ihrer Familie in Kaufungen.

 

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Die Entwicklung von Kindern in Corona-Zeiten

Wie werden unsere Kinder eigentlich zu selbstbewussten, cleveren und kreativen Erwachsenen? Was prägt sie? Die wichtigste Prägung findet natürlich in und durch die Familie statt. Hinzu kommt der Kindergarten und später die Schule. Diese zwei Institutionen gehören in unserem Bildungsdenken schon so zur Normalität, dass wir manchmal vergessen, dass Schule und Kindergarten vor einigen hundert Jahren noch gar nicht für jedes Kind zugänglich waren. Wenn wir einen Blick in die Geschichte werfen, können wir dankbar sein für den pädagogischen Anspruch an „Kinderaufbewahrungsanstalten”, der sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Luft nach oben gibt es immer, das ist klar. Doch die Rückschau lässt auch dankbar werden.

Keine Angebote mehr

Unter pandemiebedingten Einschränkungen läuft da nur leider aktuell nicht mehr so viel. Die Lust auf graue Arbeitsblätter in der Schule ist unseren Kindern schon lange vergangen, aber etwas anderes scheint vielerorts nicht im Angebot zu sein. Auch der Kindergarten ist in vielen Regionen mal geöffnet, mal geschlossen. Nur wenige Kirchen können Kindergottesdienste anbieten. Turngruppen, Musikgruppen, Sportvereine – viele Termine sind ausgefallen und fallen noch aus. Aber wem erzähle ich das?!

Was allerdings nicht ausfällt, ist die Persönlichkeitsentwicklung unserer Kinder. Da steppt der Bär. Doch wohin steppt der Bär? Welchen Weg werden die Kleinen gerade geführt? Wovon nährt sich ihre Entwicklung?

Da müssen wir Mamas und Papas ordentlich ran. Wenn wir uns bewusst werden, dass fast alle Förderungs-Pfeile auf uns zeigen, kann das als Last empfunden werden. Aber auch als Chance. Ich glaube, es ist beides.

Kreativ-Zeiten im Alltag

Lassen Sie uns immer wieder bewusst Alltagsroutinen und Stress abschütteln, um kreative Zeiten für die Kleinen zu schaffen. Ich bin sicher, da ist Ihnen im letzten Jahr schon eine ganze Menge eingefallen und vermutlich haben Sie auch schon viel gemeinsam erlebt. Wäre es nicht schön, wenn wir unsere Ideen miteinander teilen?

Auf unserer Kreativ-Liste stehen:

  • Abenteuerspaziergänge
  • Holzstücke mit Hammer und Nagel zu einem Kunstwerk klopfen
  • Kuchen backen
  • einen eigenen kleinen Garten anlegen
  • zusammen Musik machen
  • malen oder basteln mit unbekanntem Material
  • große Pappkartons im Garten in kleine Hütten verzaubern
  • ein Schnecken-Forschungslabor anlegen
  • mit Kreideherzen die Stadt verschönern

Was haben Sie in den letzten Monaten gemeinsam erlebt?

 

Viel Spaß beim Kreativsein,

mit lieben Grüßen

Johanna Walter

 

 

„Unser Kind reißt sich die Haare aus! Was können wir tun?“

Ihre Verzweiflung und Sorgen um Ihr Kind sind sehr verständlich – gut, dass Sie sich hierbei nun Rat und Unterstützung holen! Das Verhalten zeigt sich bereits eine Weile und deutet auf ein gefestigtes Muster hin, das sich trotz Ihrer Bemühungen nicht auflöst.
Möglicherweise handelt es sich um Trichotillomanie, das zwanghafte Ausreißen von Haaren. Es kann sich bei Erwachsenen und auch bereits im Kindesalter entwickeln und chronifizieren. Betroffene können dem Impuls des Haarereißens nicht widerstehen. Häufig besteht ein Zusammenhang zu Anspannung und innerer Unruhe. Dem Haarereißen folgt ein Gefühl von Spannungsabbau. Es wird als lustvoll und entspannend erlebt und führt zu kurzfristiger Beruhigung, bis es bei erneuter Anspannung zu einem wiederholten Impuls kommt.

Ursachen ergründen
Bei Babys und Kleinkindern ist das Motiv für ihr Verhalten schwerer zu ergründen, da wir sie nicht fragen können. Was vielleicht anfangs als beruhigende Geste (wie Daumenlutschen) begann, kann sich zu einer festen Strategie entwickelt haben, die allein nur schwer zu durchbrechen ist. Vielleicht hilft sie unbewusst im Umgang mit besonderen Herausforderungen (Stress, Veränderungen, Konflikte). Sie kann für den Moment zwar ihren individuellen Zweck erfüllen, jedoch langfristig zu einem erheblichen Leidensdruck führen.
Wir Erwachsenen werden dadurch für diese Herausforderungen sensibilisiert, und es bietet sich die Chance, darauf zu reagieren. Wertvoll kann dann die Überlegung sein: Was könnte mein Kind mir sagen wollen? Spürt es etwas und bringt es zum Ausdruck, was ich noch nicht bemerkt habe? Diese Fragen sind manchmal unangenehm bis schmerzhaft, sollten uns aber nicht vergessen lassen: Konflikte oder Probleme finden immer ihre Wege. Es hilft, bewusst mit ihnen umzugehen und ihre Wege mitzugestalten.

Die gesamte Familie im Blick
In Ihrem Fall bedarf es einer sorgfältigen medizinischen und psychologischen Abklärung durch Spezialisten für das jeweilige Kindesalter. Wenden Sie sich offen an ihren Kinderarzt hinsichtlich kindertherapeutischer Unterstützung. Tauschen Sie sich mit anderen Eltern bezüglich Ihrer Sorgen aus. Diese haben eventuell ähnliche Erfahrungen und können Empfehlungen aussprechen.
Beobachten Sie wertschätzend, was die Situation mit Ihnen selbst macht und was Sie daraus lernen können. Richten Sie den Fokus auch auf das Familiensystem und die aktuelle Lebenssituation: Gibt es Zusammenhänge mit anderen Familienmitgliedern? Gab es in der Familienhistorie schon eine ähnliche Thematik? Wie hoch ist das Stresslevel in der Familie? Sind ausreichende Entspannungszeiten für alle Mitglieder vorhanden? Und wichtig, neben der Unterstützung von außen: Vertrauen Sie bei all den Herausforderungen in Ihre Kompetenz als Eltern für Ihre Tochter, auf Ihr Gespür für die Zeichen und Bedürfnisse Ihres Kindes!

Mara Pelt ist Psychologin M.Sc., Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeutin i.A., Systemische Beraterin und Familientherapeutin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg, www.mara-pelt.com.

Dieser Beitrag ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen.

Spiele mit Straßenkreide

Straßen-Dart

Zuerst wird ein großer Kreis auf den Boden gemalt. In diesen Kreis malt ihr noch weitere kleinere Kreise – wie bei einer Zielscheibe. In die einzelnen Felder könnt ihr Punkte schreiben. Einige Meter entfernt wird eine Linie auf die Straße gemalt, von der aus geworfen wird. Jeder Mitspieler darf nun drei kleine Steinchen werfen. Wer die höchste Punktzahl erreicht, gewinnt! Aber seid vorsichtig, dass niemand einen Stein an den Kopf bekommt.

Wenn es warm ist, könnt ihr das Spiel auch mit Wasserbomben statt Steinchen spielen – Erfrischung garantiert!

Hindernislauf

Wer kommt am schnellsten durch den Hindernis-Parcours? Malt mit Straßenkreide eine lange Schlange auf den Boden, die ihr in einzelne Felder unterteilt. Die Felder müssen groß genug sein, sodass ihr hineinspringen könnt. Nun wird für jedes Feld eine Aktion festgelegt, die ihr in das Feld malt. Das kann zum Beispiel ein Fuß sein – das bedeutet: „Berühre fünfmal deine Zehen!“ Ein Pfeil nach unten heißt: „Springe ein Feld zurück!“ Ein Frosch bedeutet: „Hüpfe dreimal wie ein Frosch!“ Ein Stein bedeutet: „Suche vier Steine!“ Hast du noch mehr Ideen? Die Mitspieler durchlaufen nacheinander den Parcours und jemand stoppt die Zeit.

Kreide-Straße

Malt ein komplettes Straßensystem mit Straßenkreide auf die Straße. Zebrastreifen, Ampeln, Kreisverkehre, Tankstellen, Brücken, Autobahnen, kurvige Straßen, Einbahnstraßen und was euch sonst noch einfällt. Nun werden Rollen verteilt. Wer ist Polizist? Wer ist LKW-Fahrer? Wer fährt Motorrad und wer fährt Auto? Schnappt euch Bobby-Cars, Laufräder, Roller oder Fahrräder und los geht’s!

 

Mit Kindern Gefühle reflektieren

Gemeinsam mit Kindern Gefühle zu erkennen und zu benennen sind wichtige Werkzeuge für eine gesunde Entwicklung. Kinder erleben jeden Tag viel, beobachten, begegnen und durchleben eine Achterbahn an Gefühlen. Ein abendliches Ritual, um tägliche Erlebnisse einzuordnen, kann helfen, alles richtig zu verarbeiten. Dabei lernen Kinder, dass es ganz normal ist, über Gefühle zu sprechen. Gefühle sind wichtig und alle Gefühle sind erst einmal gut. Welche Gefühle gibt es denn so? Was verrät mir mein Gefühl über mich und den Andern?

Mit meinen Kindern habe ich in den letzten Monaten das Gefühlstagebuch entdeckt. Es gibt verschiedene Tagebüchern für Kinder, die sie spielerisch und kreativ an Themen wie Achtsamkeit und Selbstliebe heranführen. Meinen Kindern macht es Freude und für mich als Mutter sind es ganz kostbare Momente, wenn meine Kinder mich teilhaben lassen, an den „Gefühlen des Tages”. Da wäre mir sonst manches durch die Lappen gegangen.

Das letzte Jahr war für alle Familien eine besondere und gefühlsintensive Zeit. Der kreative Ausfüllbogen „Meine Corona-Zeit” (zum Ausdrucken zu finden unter „Downloads“) kann eine Anregung sein, mit Ihrem Kind über diese Zeit zu reden. Es darf ein Anstoß sein, auch das Gute dieser Zeit zu benennen und immer wieder eine Haltung der Dankbarkeit einzunehmen. Eine Haltung der Dankbarkeit ist ein guter Schutz gegen Niedergeschlagenheit und Kraftlosigkeit. Ich habe den leisen Verdacht, dass positives Denken den Kindern sogar leichter fällt als den Großen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Reflektieren,
Ihre
Johanna Walter

www.johannawalter.de

„Nicht mit Fremden mitgehen!“

Eltern möchten, dass ihre Kinder ab einem bestimmten Alter verstehen, dass nicht alle Menschen nett sind und man bei Fremden vorsichtig sein sollte. Gleichzeitig möchte man seinen Kindern aber auch keine Angst machen oder ihr Vertrauen in andere Menschen zerstören. Ab wann und wie kann man sie aufklären?
Vorweg sei gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihrem Kind auf diese Art Leid zugefügt wird, ist sehr gering, doch durch die Präsenz solcher Themen in den Medien haben wir einen anderen Eindruck.
Dennoch ist es richtig, das Augenmerk auch auf Fremde und von ihnen ausgehende Gefahren zu legen. Wichtig ist, nicht von „bösen Menschen“ zu sprechen, da Kindesentführer meistens ziemlich nett und freundlich sind und Kinder zum Beispiel mit netten Versprechungen locken. Sprechen Sie von Menschen, die etwas Böses tun wollen.

Beginnen Sie im Vorschulalter!

Wenn Ihr Kind ist noch sehr jung ist, vermute ich, dass es sich noch nicht wirklich weit von Erwachsenen entfernt, die ihm vertraut sind. Ein solches Gespräch könnte es dann noch mehr verstören, als es hilft. Das ändert sich etwa im Vorschulalter. Dann ist es gut, Ihr Kind langsam damit zu konfrontieren, dass es draußen in der Welt auch Gefahren gibt. Sie können Bilderbücher zu diesem Thema vorlesen und anregen, dass es auch im Kindergarten besprochen wird.
Wenn Sie mit Ihrem Kind unterwegs sind, können Sie Menschen beobachten und ihm zeigen, wer zwar fremd ist, aber trotzdem angesprochen werden darf. Denn es kann ja für unsere Kinder auch wichtig sein, sich an für sie fremde Erwachsene zu wenden. Meine Kinder wissen, dass sie in jeden Laden, der zwischen ihrer Schule und ihrem Zuhause ist, gehen können, um nach Hilfe zu fragen. Auch die Polizei oder die Feuerwehr sind vertrauenswürdig.

Regeln festlegen
Zusätzlich helfen feste Regeln:
> Nur vorher festgelegte Personen dürfen Ihr Kind abholen. Mit jemandem, auf den das nicht zutrifft, geht es nicht. Auch nicht mit ihm bekannten Menschen.
> Manche Eltern vereinbaren hier ein Codewort mit ihren Kindern, falls es kurzfristig wirklich dazu kommt, dass jemand anderes es abholen muss. Kennt er dieses Wort, darf er das Kind mitnehmen. Wenn nicht, haben ihn nicht die Eltern geschickt.
> Wenn Erwachsene Ihr Kind nach Hilfe fragen, immer andere Erwachsene holen und niemals mitgehen, um selbst zu helfen.
> Fremde immer mit Sie anreden und dabei so laut sprechen, dass Umstehende es hören.
> Wenn das Kind angesprochen wird, immer ans andere Ende des Gehweges gehen, also weit weg vom Auto und niemals einsteigen.
> Egal ob nach der Schule oder dem Besuch bei Freunden – das Kind muss hinterher auf direktem Weg nach Hause kommen. Wenn es noch etwas anderes unternehmen möchte, muss es um Erlaubnis fragen.
Doch genauso wie die festen Regeln helfen, ist es wichtig, dass Ihr Kind daheim liebevoll aufgenommen wird, wenn es einmal nicht geschafft hat, sich daran zu halten. Schließlich wollen Sie ja, dass es zu Ihnen kommt und sich Ihnen anvertraut, falls wirklich mal etwas schiefgelaufen ist. Strafen Sie Ihr Kind in so einem Fall nicht, sondern erinnern Sie noch einmal eindrücklich daran, warum Ihnen diese Punkte wichtig sind.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin, Eltern- und Familienberaterin und lebt mit ihrer Familie bei Kassel (www.eltern-familie.de).

Dieser Beitrag ist zuerst in der Zeitschrift www.family.de erschienen.